Die Commerzbank AG (ISIN: DE000CBK1001) startete am Freitag ihr Programm „Commerzbank 5.0“, die wohl letzte Chance für die Bank ..
ein funktionierendes Geschäftsmodell auf die Beine zu stellen – in Zeiten der langfristigen Niedrigzinsen und fortschreitender Digitalisierung der Gesellschaft. Die Geschäftszahlen, die am Freitag veröffentlicht wurden, bestätigten nur noch einmal, wie schlecht es eigentlich um die Comemrzbank bestellt ist. Es bleibt zu hoffen, dass die Integration der comdirect in die Commerzbank reibungslos funktioniert und nicht ein Clash der Kulturen die Verschmelzung zur Katastrophe macht.
Erster Schritt ist gestartet plus neuer Player
Für die geplante Commerzbank 5.0 ist die Comdirect-Rückholung in die Kernbank essentiell. Folgerichtig gab es letzte Woche bereits das Übernahmeangebot an die freien Comdirect-Aktionäre je Aktie werde „…gegen Zahlung einer Geldleistung in Höhe von EUR 11,44 je comdirect-Aktie in bar.“ geboten. Diese Übernahme wird wohl klappen – die Schwelle von 90 % ist nicht so weit, man besitzt ja bereits 82%, und danach wohl das Squeeze Out der letzten freien Aktionäre.Interessant ist eine Meldung der Comdirect am 27.09. in diesem Zusammenhang: „eine Juristische Person: Petrus Advisers Ltd.,Registrierter Sitz, Staat: London, Großbritannien hat ab sofort über 3 % der Aktien der comdirect erworben.“ Will da jemand querschießen? Warum erwirbt man nach einem Übernahmeangebot sonst Aktien der Gesellschaft. Wird ja vielleicht noch spannend. Mal schauen was da noch so kommt.
Schon gelesen? Unser Wochenrückblick – alles was letzte Woche wichtig war.
Den Kunden erklärt die Commerzbank das Ganze in einem Frage-Antwort-Spiel. Man stellt sich selbst u.a. die Frage: „Warum übernehmen Sie die Comdirect? Antwort: Durch die fortschreitende Digitalisierung gleichen sich die Geschäftsmodelle der Commerzbank und der Comdirect immer stärker an. Deshalb planen wir die Verschmelzung der Comdirect auf die Commerzbank. So kann die Commerzbank den Kunden beider Häuser künftig das Beste aus zwei Welten bieten.“
ODER „Warum ändern Sie Ihre Strategie? Antwort:Damit wir mobil und persönlich für Sie da sein können. Digitalisierung und Niedrigzinsen haben in den vergangenen Jahren enorm an Dynamik gewonnen. Deshalb entwickeln wir unsere Strategie weiter. Commerzbank 5.0 ist unsere Strategie für die kommenden Jahre. Wir stellen uns zukunftssicher auf.“
Dass sind noch die konkretesten Antworten, bezüglich Filialschließubgen heisst es nur blumig: „Wir werden Standorte immer wieder bewerten und individuell entscheiden. Dabei berücksichtigen wir sowohl die Nähe zu unseren Kunden als auch ökonomische Aspekte. Grundsätzlich gilt, dass wir eher nahe beieinander liegende Filialen in Städten zusammenlegen.“ Alles verstanden? Nein. Gut.
Ob dass die Antworten sind, die ein Bankkunde haben will, der nicht weiß, ob seine Filiale vor Ort geschlossen wird? Der nicht weiß ob sein comdirect Konto so bleibt wie es ist? Die Kommunikationsabteilung muss die Kunden der Commerzbank mitnehmen. Davon hängt in großem Maße der Erfolg der neuen Startegie ab. Hier ist noch einiges mehr zu tun und zu leisten.Mal schauen, was noch so passiert.
Da hören sich die Sonntagsreden besser an…
„Mit Commerzbank 5.0 machen wir die Bank wetterfest. Wir stellen sie so auf, dass sie auch in einem schwierigen Marktumfeld mit ihren Kunden erfolgreich ist. Das bedeutet: Wir verringern unsere Kostenbasis deutlich. Gleichzeitig investieren wir kräftig in den Vertrieb und eine schnellere Digitalisierung. Vor allem wollen wir noch mehr Kunden mit einem attraktiven Produkt- und Dienstleistungsangebot überzeugen. Die Commerzbank soll für Bankkunden die erste Wahl sein“, sagte Martin Zielke, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank AG.
„Wir werden im Rahmen von Commerzbank 5.0 insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro in die Digitalisierung und in die weitere Verbesserung unserer Kosteneffizienz investieren. Der geplante Verkauf der mBank führt zu einer signifikanten Reduzierung von Risikoaktiva und einer damit verbundenen Freisetzung von Kapital. Damit können wir unsere Strategie schneller umsetzen. In einem Marktumfeld, das sich absehbar weiter verschärfen wird, setzen wir uns realistische Renditeziele“, erklärte Finanzvorstand Stephan Engels.
Und dann soll alles besser sein und werden
Die Commerzbank stellt sich mit ihrem neuen Strategieprogramm endlich mal so auf, dass man den Willen auf eine klare Zukunftsstrategie erkennt.. Im Segment Privat- und Unternehmerkunden liegt der Schwerpunkt auf dem Ausbau des Mobil-Kanals und der Zusammenführung der comdirect bank Aktiengesellschaft („Comdirect“) mit der Commerzbank. Das Filialnetz bleibt eine feste Säule der Strategie. Im Segment Firmenkunden soll der Vertrieb insbesondere auch in der Mittelstandsbank gestärkt werden. ABER REICHT DASS?
Im Zuge der neuen Strategie soll umfangreich in Technologie investiert werden. Vorgesehen ist insgesamt ein Investitionsvolumen von rund 1,6 Milliarden Euro. Davon sollen voraussichtlich 750 Millionen Euro auf zusätzliche Investitionen in Digitalisierung, IT-Infrastruktur und Wachstum und weitere 850 Millionen Euro auf Restrukturierungskosten für einen notwendigen Stellenabbau sowie geplante Anpassungen im Filialnetz entfallen. Mit rund 800 Filialen, also rund 200 weniger als heute, bleibt das Institut flächendeckend in Deutschland präsent.
Ein weiterer konzernweiter Stellenabbau ist bei eineem solchen Konzept unvermeidbar. Es würden zusätzlich voraussichtlich rund 4.300 Vollzeitstellen im Konzern wegfallen. Durch den geplanten Aufbau von rund 2.000 Vollzeitstellen in strategischen Bereichen würde sich der Stellenabbau im Konzern voraussichtlich netto auf rund 2.300 Vollzeitstellen belaufen.
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Führende Position – wenigstens in der Nische
Die Commerzbank AG mit ihrem Competence Center Energy (Hauptsitz Hamburg) ist einer der führenden Finanzierer von erneuerbaren Energien mit einem Kreditvolumen von rund 4,9 Mrd. Euro in Projektfinanzierungen und rund 0,9 Mrd. Euro an Unternehmensfinanzierungen. Die Commerzbank hat rund 15 % der Windkapazität in Deutschland finanziert. Den Kunden Mehrwert bieten und mal Vorreiter oder bevorzugter Ansprechpartner sein. Die Commerzbank hat viel Zeit mit Nabelschau, Hypothekenbank- und Schiffsfinanzierungs-Träumen und abgehobenen Produkten verschwendet. Das neue Konzept scheint nah am Marktbedürfnis liegen. So sollten Banken aussehen, um Unternehmen und Privatpersonen an eine Bank zu binden und die Bank wieder zum Partner der Kunden zu machen. Genauso wie Blockchaintechnologien zur Vereinfachung und Beschleunigung von wirtschaftlichen Prozessen ihre Wirksamkeit bei hunderten von FinTechs zeigen, und mittlerweile ja auch von der Commerzbank aktiv eingesetzt und unterstützt werden. Und Windenergiefinanzierungen als professioneller Partner, auch nicht schlecht. Man muss sich irgendwie von den anderen abheben, um seine Existenzberechtigung zu behalten. die Commerzbank arbeitet zumindest daran, an verschiedenen Fronten, gut so, genug?
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Aktuell (30.09.2019 / 07:30 Uhr) notieren die Aktien der Commerzbank AG. im Tradegate-Handel zum Handelsschluss Freitag um 22:00 Uhr bei 5,36 EUR. Schwierig für die Commerzbank sich neu zu erfinden gegen EZB-Politik und harte Konkurrenz, die auch verzweifelt nach neuen Ertragsquellen sucht – zumindest die Kommunikation sollte man in den Griff kriegen. Die Kunden sind klüger, als man denkt.