TecDAX | Wirecard: Kann doch nicht so weitergehen!

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Wirecard AG (ISIN: DE0007472060) ist diese Woche eigentlich mehr als langweilig- kurstechnsich passiert nicht viel – etwas hoch, etwas runter.

Wie das Kaninchen schauen alle auf die Prüfer von KPMG und deren – hoffentlich – eindeutiges Ergebnis. Die gesamte Wachstumsstory der Wirecard reduziert sich auf die Verbuchung von Umsätzen in 2016 in einer emiratischen Entity. Niemand interessiert sich für die – eigentlich unbestrittenen – geschäftlichen Erfolge. Nicht mal Wirecard scheint sich zu trauen irgendetwas Operatives zu melden. Keine News mehr von Wirecard – sehr ungewöhnlich. Als ob sich Wirecards Kunden oder Geschäftspartner verstecken wollen oder nicht in einem Atemzug mit der Geselslchaft genannt werden wollen. Eigentlich für einen Zahlungsabwickler auf Dauer katastrophal. Wenn sich die Kunden nicht mehr aus der Deckung trauen, wenn sogar Softbank – über die Wandelanleihe – zukünftig wichtiger Aktionär der Wirecard, derzeit keine neuen Kooperationspartner zuführt, könnte das schon nachdenklich machen.

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Andere können derzeit in dem wachsenden Markt wildern, Marktanteile sichern, die in einer normalen Zeit auch von Wirecard besetzt hätten werden können. Adyen, Paypal (beispielsweise im Bereich Kreditvermittlung in Europa), Worldline, Ingenico, Global Payment, Fiserv und beliebig viele weitere Wettbewerber können sich auf den 2,6 Billionen EUR Umsatz-Markt konzentrieren (laut McKinsey im Jahr 2022). Wir haben circa 8 Stunden vor der neuerlichen FT-Attacke einen Vergleich zwischen Adyen und Wirecard veröffentlicht – Stand heute gäbe es diesen Artikel nicht, das Ergebnis wäre zu eindeutig.

Solange KPMG prüft, wird…

… wenig passieren. Oder nutzt einer der großen Amerikaner, entweder einer der etablierten Zahlungsdienstleister, der mit den Wachstumsraten von Wirecard nicht mal annähernd mithalten kann, aber volle Kassen hat, oder ein Konzern,der in den Zahlungsverkehrsabwickler Markt differenzieren will und auch volle Kassen hat, die Schwäche Wirecards für eine Avance? Wäre es nicht leichter als nicht-börsennotierte Einheit eines Großen weiter wachsen zu können und mit dem Renomme des neuen „Partners“ oder „Eigentümers“ wieder sich auf den Markt und dessen Eroberung zu konzentrieren? Vielleicht irgendwann verlockend? Aber würde jemand jetzt dieses Risiko Wirecard eingehen? Wahrscheinlich nicjt oder etwa doch?

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KPMG prüft

Alle wollen jetzt wissen was los ist, wollen jetzt Wirecard in die Schublade „Betrüger“ oder „Armes Opfer“ stecken. Aber wer vernünftige, Bestand-habende Ergebnisse will, der muss jetzt abwarten. Alles andere ist erratisches Herumstochern. KPMG muss und wird liefern. KPMG weiß, dass die Ergebnisse genau geprüft, betrachtet und zerpflückt werden. Alles wird es noch mehr Zeit erfordern, damit alles wasserdicht ist. GEDULD.

Seit Montag läuft die Prüfung durch einen namhaften Wirtschaftsprüfer: Mit KPMG hat Wirecard eine der großen und akzeptierten Gesellschaften gewählt. Offenlegung aller Ergebnisse des Prüfers, egal ob sie genehm sind oder nicht (hier hat beispielsweise Steinhoff International Holdings NV gekniffen unter dem Hinweis „um wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden“): Wirecard sagt hier klar, dass der Bericht – also der gesamte Bericht – veröffentlicht werden wird. Selbstverständlich kann eine Prüfung nur so umfassend sein, wie umfassend die Unterlagen und Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Auch hier spielt Wirecard mit, in dem uneingeschränkter Zugang zu allen Informationen und Ebenen (also auch Tochtergesellschaften) zugesagt wird. Problem wird der Zeitaufwand sein. Ein solcher Bericht wird Zeit erfordern und in dieser Zeit wird Wirecard nicht zur Ruhe kommen. Deshalb ist, solange die Prüfung läuft, nicht mit einer Erholung der Aktie oder einem „Business as usual“ zu rechnen. Dennoch kann so eine Untersuchung auch nicht „übers Knie gebrochen “ werden. KPMG hat einen Ruf (und auch Haftungsfragen) zu wahren. Wirecard ist mit einem „larifari-“ Bericht ebenfalls nicht gedient. Also ist Geduld angesagt.

„Die Untersuchung soll unverzüglich beginnen. KPMG wird zu gegebener Zeit einen Untersuchungsbericht vorlegen und ist allein dem Aufsichtsrat gegenüber verpflichtet. KPMG hat uneingeschränkten Zugang zu allen Informationen auf allen Konzernebenen. Das Ergebnis dieses Berichts wird veröffentlicht. Thomas Eichelmann, Vorsitzender des Prüfungsausschusses im Aufsichtsrat und früherer CFO der Deutsche Börse AG, wird die Untersuchung auf Wirecard-Seite begleiten.“

Genau so sollte ein solcher Ermittlungsauftrag ausehen: Transparent, Selbstverantwortlich und Unabhängig. Anders macht es auch keinen Sinn.

Besser läuft es gerade für Telefonica, die still und leise immer näher zur Finanzierung des 5G Netzes kommt – Spiegelbild der Kurskatastrophen United Internet und 1&1 Drillisch ist der Gewinner des Gutachtens: Telefonica.

 
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Kurze Chronologie der Ereignisse

Dienstag, Tag 1: DER Angriff von FT: Umsätze Wirecards seien manipuliert, Dubai Gesellschaft sei einigen der angeblichen Kunden unbekannt, die Umsätze dieser Gesellschaft zweifelhaft, interne Wirecard-Papiere lägen vor, die WP-Täuschung und wesentliche Umsatzerfindungen in Dubai und Irland wahrscheinlich erscheinen ließen. UND hier spricht die FT von wesentlichen Umsatzanteilen der Wirecard (gesprochen wird von 2016er Manipulationen) die reine Luft seien! Und Wirecard sagt dazu am selben Tag: „Wirecard weist diese Anschuldigungen von Fehlverhalten kategorisch zurück. (…)“ . Der Analyst der DZ Bank beließ am Tag 1- als ERSTER STELLUNG BEZIEHEND – seine Einschätzung von Wirecard bei einem Kursziel von 185,00 EUR und scheint die FT-Aussagen als falsch zu betrachten.Er ignoriert bewust die Umsatzmanipulationsvorwürfe und urteilt so eindeutig zu Gunsten Wirecards. Die anderen Analysten hielten sich noch zurück.

Der Kurs von Wirecard brach am Tag 1 des neuen FT Angriffs erst mal auf 107,00 EUR (von 140,10 EUR am Vortag) ein und erholte sich dann wieder auf 122,75 (18:47 Uhr, Frankfurter Handel).

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Mittwoch Tag 2: Es kommen von Wirecard Argumente, die offensichtlich aufgrund der anschließenden Kursentwicklung als zu allgemein, zu wenig „belegt“ eingestuft. Klare Botschaft für Wirecard: Man muss mehr liefern, was man dann ja auch zusagte, aber eben erst in einigen Tagen. Die Argumentation Wirecards bezieht sich oft auf unterschiedliche  Bezeichnungen, die für Außenstehende – FT – nicht nachvollziehbar sind und so auch zu den falschen Beschuldigungen geführt hätten, kurzes Beispiel: Der Kunde x, sei nicht der Kunde x, der später gar nichts mehr über Wirecard abgewickelt hätte, sondern sei Namensgeber für eine Kundengruppe gewesen, die immer noch über Wirecard abwickle. Wie gesagt als zu schwach eingeschätzt. Wirecard muss also nachlegen im Interesse der Aktionäre und im Interesse der eigenen zukünftigen Entwicklung. Von der Analystengilde meldeten sich weitere zu Wort: Bankhaus Metzler nimmt Wirecard von der Liste der 10 aussichtsreichsten Aktien, aber belässt die Einschätzung und das Kursziel der Aktie. Übersetzt könnte (!) man meinen: Zwar glaubt man eher Wirecard als der FT, aber die charttechnische Eintrübung durch diesen abermaligen Kurssturz aufgrund von Pressemeldungen und die möglicherweise weiteren FT-Attacken, stören einfach eine „unbeeinflusste“ Kursentwicklung des DAX-Wertes. Warburg sieht – könnte man deuten – den Streit zwischen FT und Wirecard als eher sportlichen Wettkampf ohne Auswirkungen auf die Einschätzung und Bewertung der Wirecard-Aktie. Independent Research nimmt das Kursziel auf 140,00 EUR zurück – auch hier eher aufgrund des „zerstörten“ Chartbildes und potentieller weiterer Attacken der FT. Beim Operativen scheint man weiterhin Wirecards Zahlen zu glauben. Interessant ist, dass eigentlich bisher keiner die FT-Veröffentlichung als „Wahrheit“ nimmt und Wirecard entsprechend „zusammenstreicht“. Bei „überführten“ Bilanzbetrügern – und die FT spricht von bis zu einem Drittel der Umsätze – würde man doch eher einen Nullwert ansetzen?

Am Tag 2 blieb nun eine richtige Kurs-Erholung in Richtung „Vorveröffentlichungskursniveaus“ aus. Zuviel Unsicherheit, zuviel Angst vor weiteren Enthüllungen, ob nun wahr oder nicht, hält die Anleger ab. Erholungsversuche Richtung 125,00 EUR gingen die Luft aus. Am Ende war man wieder bei 120,00 EUR

Donnerstag, Tag 3: Interview des CEO Braun, der natürlich alles bestreitet. Wilde Spekulationen greifen Raum, wieviel wahr ist von den FT-Vorwürfen und wie relevant die Vorwürfe sind. Intern wird wohl unter Hochtouren an einer Widerlegung der FT-Aussagen gearbeitet. Man bittet um etwas Geduld – nachvollziehbar. Die Staatsanwaltschaft München läßt sich auf jeden Fall zitieren, dass man wegen Marktmanipulation ermittle – wohl nicht wegen Bilanzbetrug? Oder sind die Ermittlungen wegen Kursmanipulation nur die eine Seite der Medaillie? HSBC senkt das Kursziel von 225,00 EUR auf „nur“ ncoh 190,00 EUR, bleibt aber bei BUY, Argumente analog Independent oder Warburg wahrscheinlich. Governance Day wird angemahnt. Weitere Analysten handeln ähnlich oder halten sich noch mit Wertungen zurück.

Der Kurs am Tag 3 hielt sich leicht unter 120,00 EUR- Ruhe eingekehrt auf niedrigem Niveau.

Freitag, Tag 4: Am Freitag schießt die Financial Times wieder. Diesmal könnte man sagen „unfair“: Gebetsmühlenhaft die „unanswered questions“ zu wiederholen mit dem klaren Stand der Dinge, dass Wirecard erklärt hat; aufgrund der Komplexität der Fragestellungen etwas Zeit für die Einzelheiten zu brauchen, ist einfach nur provokant. Trägt eigentlich nichts zur Aufklärung bei, außer vielleicht Aufmerksamkeit und Auflage. Und um 16:04 Uhr das wirkungslose Announcement des Aktienrückkaufs.

Kurs fällt nach dem angekündigtem Rückkauf wieder tief auf 111,65 EUR (XETRA- Schluß 17:36 Uhr)

Tag5/6: Interview des AR-Vorsitzenden in der FT mit der Verneinung der Notwendigkeit einer Sonderprüfung, ohne große positive Wirkung; ansonsten wilde Spekulation im Netz, nichts konkretes am Wochenende.

Tag 7: Eine unabhängige Untersuchung durch KPMG wird angekündigt. Der Kurs erholt sich wieder Richtung 120,00 EUR, da wo man vor dem Rückkaufprogramm auch noch handelte. Es starten zeitgleich die Diskussionen, ob die Prüfung ausreichend sei.

Tag 8: Eine Anlegerschutzkanzlei, bekannt für Unternehmensklagen veröffentlicht, werbewirksam auf Englisch einen Angriff auf Wirecard und fordert eine aktienrechtlich über die HV einzufordernde Sonderprüfung gemäß gesetzlicher Vorgaben. Die Reaktion Wirecards auf die FT sei lahm, zögerlich und wenig überzeugend gewesen zu sein. Der KPMG-Ansatz wegen der Auftragssituation nicht ausreichend. Weitere Banken senken die Kursziele der Wirecard Aktie. Wenig Positives.

Tag 9: Der Kurs bröckelt weiter vor sich hin, geht Richtung 111,00 EUR. Erholt sich dann wieder leicht. Analysten ziehen sich teilweise zurück, zweifeln zwar niicht an Wirecards Bilanzen, aber daran dassd er Schaden durch die ganzen Diskussionen nicht langfristig schädigend wirkt.

Tag 10/11: Aktie schwankt auf niedrigem Niveau und schließt Ende der Woche auf XETRA Basis bei 114,50 EUR. Stillstand. Geduld bis zum KPMG-Bericht muss wohl sein.

Bei diesen vielen  Einzelheiten ist nun kein Zurück mehr möglich – ENDSPIEL. FT’s Glaubwürdigkeit oder Wirecard’s Stellung als Zahlungsdienstleister und DAX-Mitglied. Eines von beiden wird nach dem KPMG-Bericht zerstört oder zumindest ernsthaft beschädigt sein.

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Und nicht vergessen, dass das …

.. Tagesgeschäft bei Wirecard weitergehen muss. Natürlich ist allein der Imageschaden geschäftsschädigend und -verhindernd für Wirecard. Die gebunden Managementkapazität ist „unproduktiv“ und wird bestenfalls Querschüsse zuküntig vermeiden oder unglaubwürdiger machen können.

Schade ist, dass seit FT Krieg 2.0 offensichtlich das operative Geschäft der Wirecard gelähmt scheint. Außer einer wohl schon in der Schublade liegenden neuen Kooperation mit der Schweizer Post kamen keine der -schon fast im Drei-Tages-Rythmus – erwarteten Operativen Meldungen über neue Partner, Kunden, technsiche Applikationen usw. Bestimmt stört die derzeitige Diskussion auch hier- gerade wer Zahlungen abwickeln lassen will, der erwartet einen untadeligen Leumund – im Kleinen und insbesondere im Großen. Bleibt zu hoffen, dass schnell KPMG liefert und so liefert, dass die Zweifel ausgeräumt werden können.

HIER: Wirecard AG Richtung Allzeithoch trotz Kursen um die 110,00 EURO? Mindestens bis zur Vorlage des KPMG-Prüfberichts wird wohl wenig passieren. Kostenlose Analyse für den Anleger. Klappen die 200,00 EURO noch bis Weihnachten oder überhaupt noch auf absehbare Zeit? Alles hängt an der Prüfung und der Eindeutigkeit des Ergebnisses.

 


Chart: Wirecard AG | Powered by GOYAX.de
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