Die 1&1 Drillisch AG (ISIN DE 0005545503) senkt ihre EBITDA-Prognose für das laufende Geschäftsjahr um ca. 85 Mio. EUR und erwartet nunmehr ein EBITDA von rund 1.250 Mio. EUR.
Hintergrund ist einfach erklärt: 1&1 wollte weniger für die Netzkapazität von Telefonica zahlen und beauftragte verfahrennsgemäß einen Gutachter mit der Überprüfung von Netzpreisen und Entgelten für Lizenzen. Jetzt liegen die Ergebnisse vor: Erhöhung 2017 für 1&1 war korrekt, Rest wird wahrscheinlich dann ähnlich beschieden werden, da die Kalkulationsgrundlage von Telefonica ja Gegegenstand der Prüfung war. ( Nach der e-plus-Übernahme musste diese 30% der Netzkapazität an einen externen Dritten zu geringen Spannen vermieten).
Jetzt muss man zurückrudern
„1&1 Drillisch hat heute den Entwurf des Schiedsgutachtens im ersten, mit Wirkung zum September 2017 eingeleiteten Preisanpassungsverfahren (Price Review 1) erhalten. Dem Antrag von 1&1 Drillisch auf rückwirkende Senkung der Vorleistungspreise ab diesem Zeitpunkt wurde nicht stattgegeben.“
heißt es kurz und klar. Also runter mit der Prognose. Wurde / Wird vom Markt sehr negativ aufgenommen. Aber warum bildet man nicht vorher Vorsorge für ungewisse Geschäftsvorfälle – dann wäre jetzt diese überraschende Reduktion der Prognose nicht notwendig gewesen.
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Und das Zittern geht weiter
Parallel zu den Price Reviews wird die Berechtigung einer von dem Vorleistungsanbieter im Dezember 2018, unter Bezugnahme auf die Frequenzauktion 2015, geforderten Preiserhöhung in einem weiteren schiedsgutachterlichen Verfahren überprüft. Es handelt sich dabei um jährlich ca. 12 Mio. EUR für einen fünfjährigen Leistungszeitraum von Juli 2015 bis Juni 2020. Auch dazu wird 2020 eine Entscheidung erwartet.
1&1 Drillisch hatte in seiner Jahresprognose 2019 keine Vorleistungs-Preissenkungen eingeplant, ist aber davon ausgegangen, im Umfeld beständig sinkender Marktpreise für die mobile Datennutzung, die ab Januar 2019 einsetzende Preiserhöhung abwenden zu können. Dies ist nach dem vorliegenden Entwurf des Gutachtens im Rahmen des Price Review 1 (zum September 2017) nicht gelungen und wird nun Gegenstand weiterer Price Reviews sein.
Mit den Entscheidungen in den drei weiteren von 1&1 Drillisch eingeleiteten Price Reviews (mit Rückwirkung zum Juli 2018 (Price Review 2), Januar 2019 (Price Review 3) bzw. Juli 2019 (Price Review 4)) wird 2020 gerechnet. Es handelt sich dabei um getrennte Verfahren, die auf Grundlage ihrer jeweiligen Stichtage und Marktgegebenheiten zu beurteilen sind.
Dabei war das erste Hslbjahr nicht schlecht
Im ersten Halbjahr 2019 hat 1&1 Drillisch weiter in neue Kundenverträge sowie in die Wertsteigerung bestehender Kundenbeziehungen und damit in nachhaltiges Ertragswachstum investiert. Die Zahl der Kundenverträge in aktuellen Produktlinien stieg in den ersten sechs Monaten um 380.000 auf 13,92 Mio. Verträge (31.12.2018: 13,54 Mio.). Die neuen Verträge wurden im Mobile-Internet-Geschäft gewonnen, wo die Kundenzahl auf 9,58 Mio. anstieg (31.12.2018: 9,20 Mio.). Breitband-Anschlüsse blieben mit 4,34 Mio. Kundenverträgen im ersten Halbjahr konstant. Gegenüber dem 30.06.2018 stieg die Zahl der Kundenverträge insgesamt um 880.000 bzw. 6,7 %.
Umsatz gleich, Qualität besser
Der Umsatz wuchs von 1.819,0 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum um 0,4 % auf 1.825,6 Mio. EUR im ersten Halbjahr 2019. Dabei erhöhten sich die margenstarken Service-Umsätze um 3,4 % auf 1.471,1 Mio. EUR (H1 2018: 1.423,3 Mio. EUR). Diese Erlöse sind der Fokus von 1&1 Drillisch, da sie nachhaltig sind und das Ergebnis bestimmen. Neben Neukunden interessieren sich verstärkt auch Bestandskunden, die bisher Tarife auf Basis des Vodafone-Mobilfunknetzes nutzen, für den Wechsel in schnelle LTE-Tarife. Da LTE-Tarife im ersten Vertragsjahr zu ermäßigten Preisen angeboten werden, verminderte sich das Wachstum des Service-Umsatzes im ersten Halbjahr um 1,3 % – ansonsten hätte es 4,7 % betragen.{loadmodule mod_custom,Sentifi Text Widget}
Gewinn tritt auf der Stelle
Das ausgewiesene Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg in den ersten sechs Monaten auf 340,4 Mio. EUR (H1 2018: 340,1 Mio. EUR). Die nur geringe Steigerung resultiert daraus, dass zum Jahresende 2018 ein vertraglicher Anpassungsmechanismus für bestimmte Vorleistungspreise nicht nochmals verlängert worden ist. Dies hat im ersten Halbjahr 2019 zu vorläufigen Mehrkosten von rund 37,1 Millionen Euro geführt. Entgegen den ursprünglichen Erwartungen wurde bislang noch nicht über einen Ersatz bzw. eine Kompensation für die ausgelaufene Regelung entschieden. Jedoch sind die entsprechenden Vorleistungspreise derzeit Gegenstand eines schiedsgutachterlichen Verfahrens, in dessen Rahmen wir für Oktober dieses Jahres eine verbindliche Entscheidung über die Art und Höhe einer dauerhaften Preisanpassung in Form rückwirkend niedrigerer Vorleistungspreise erwarten.
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Ohne Effekte aus IFRS 16 (H1 2019: +2,3 Mio. Euro, H1 2018: 0 Mio. Euro), aus Aufwendungen für Integrationsprojekte (H1 2019: -2,3 Mio. Euro, H1 2018: -7,7 Mio. Euro) und aus der oben genannten vorläufigen Vorleistungspreiserhöhung wäre das vergleichbare EBITDA von 347,8 Mio. Euro im Vorjahr um 8,6 % auf 377,5 Mio. Euro im 1. Halbjahr 2019 gestiegen.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google)}
Das Konzern-EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) betrug im ersten Halbjahr 2019 261,1 Mio. EUR (Vorjahr: 262,7 Mio. EUR).
Den Ausblick für das Jahr 2019 fasste Ralph Dommermuth, Vorstandsvorsitzender von 1&1 Drillisch bei der Vorlage der Halbjahreszahlen vor einiger Zeit so zusammen: „Kundenzahl, Umsatz und Ergebnis haben sich im ersten Halbjahr 2019 gut entwickelt. Für das Gesamtjahr rechnen wir weiterhin mit einem wachsenden Kundenbestand. Aufgrund der verstärkten Nachfrage von Bestandskunden nach LTE-Mobilfunktarifen passen wir unsere Umsatzprognose dahingehend an, dass wir beim Service-Umsatz 2019 anstatt einer Erhöhung um ca. 4 Prozent nunmehr ein Wachstum von ca. 3 Prozent erwarten (2018: 2.882,3 Millionen Euro). Aufgrund des vorteilhaften LTE-Einkaufsmodells hat diese Anpassung keine negativen Auswirkungen auf unsere Profitabilität. Dagegen sind ein negativer Regulierungseffekt in Höhe von ca. 10 Mio. Euro (Erhöhung TAL-Entgelte ab Juli 2019) sowie ca. 5 Mio. Euro initiale Kosten im Zusammenhang mit Planungen und Vorbereitungen für unser 5G-Mobilfunknetz neu in unsere EBITDA Prognose eingeflossen. Wir erwarten nunmehr 2019 anstatt einer Erhöhung um ca. 10 Prozent ein EBITDA Wachstum von ca. 8 Prozent (2018: 721,9 Mio. Euro). Nach Abschluss des vorgenannten Gutachterverfahrens planen wir eine weitere Konkretisierung der EBITDA Prognose.“
UND JETZT IST ES KLAR: gezockt und verloren. Operativ ändert sich aber eigentlich nichts und sobald man das eigene Netz hat, sind die Preise der Telefonica weniger relevant.
Aktuell (25.08.2019 / 08:24 Uhr) notieren die Aktien der 1&1 Drillisch AG im Frankfurter-Handel mit einem Minus von -3,98 EUR (-12,78%) bei 27,20 EUR.