Bilfinger (ISIN: DE0005909006) hat mit den Geschäftszahlen für 2021 zum vierten Mal in Folge seine Jahresprognose erfüllt. Damit lässt der Industriedienstleister die Jahre der Transformation und der umfassenden Restrukturierungen hinter sich. Der Auftragseingang überstieg die 4-Milliarden-Euro-Marke und bildet die Grundlage für weiter deutliches Wachstum im Jahr 2022. Der Umsatz wuchs organisch um 11 Prozent und das bereinigte EBITA stieg auf 137 Mio. €. Darin sind zusätzliche Gewinne aus Immobilienverkäufen enthalten, das zugrundliegende operative Ergebnis ergab eine EBITA-Marge von rund 3 Prozent, was den Erwartungen entspricht. Die erwartete starke Cash Conversion im vierten Quartal sowie Steuerrückerstattungen führten zu einem berichteten Free Cashflow von 115 Mio. €, der damit den bereits guten Cashflow des Vorjahres übertraf.
Bilfinger: „… sehen wir weitere Jahre des Wachstums und der Ergebnissteigerung vor uns.“
Basierend auf diesen positiven Entwicklungen werden Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung am 11. Mai 2022 eine Dividende von 1,00 Euro je Aktie vorschlagen, zusätzlich zu dem bereits angekündigten Vorschlag einer Sonderdividende von 3,75 Euro je Aktie. Dies ist Teil der geplanten Ausschüttung von insgesamt 250 Mio. € an die Aktionäre. Vorbehaltlich der Zustimmung der Hauptversammlung soll ein Aktienrückkauf im Volumen von 100 Mio. € erfolgen. Weitere positive Free Cashflows in den kommenden Jahren ermöglichen es Bilfinger zudem, mehrere hundert Millionen Euro in organisches Wachstum und ergänzende Akquisitionen zu investieren. Der Konzern wird dabei den kommunizierten M&A-Kriterien folgen und dabei fortlaufend die effektive Nutzung des Kapitals unter Berücksichtigung der Cash-Situation und der finanziellen Performance überprüfen. Dieser ausgewogene Ansatz zur weiteren Verbesserung der Kapitaleffizienz von Bilfinger spiegelt sich auch in der vorzeitigen Ablösung ausstehender Tranchen von Schuldscheindarlehen in Höhe von 109 Mio. € im Oktober 2021 wider.
„Ich bin sehr zufrieden mit den Fortschritten, die wir im Jahr 2021 erreicht haben. Wir haben die Bruttomarge verbessert und in den letzten Monaten des Jahres eine hervorragende Cash Conversion erzielt, die einen neuen Richtwert für unser Working Capital setzt. Wir haben gezeigt, dass sich harte Arbeit auszahlt“, so Christina Johansson, Interim-CEO und CFO. „Obwohl knappe Ressourcen im Markt eine Herausforderung sind, sehen wir weitere Jahre des Wachstums und der Ergebnissteigerung vor uns.“
Bilfinger wird auf seiner aktuellen Position aufbauen und weitere Verbesserungen anstreben, um bis 2024 eine berichtete EBITA-Marge von 5 Prozent zu erreichen. Mit organischem Umsatzwachstum und gezielten arrondierenden M&A-Transaktionen wird der Konzernumsatz bis 2024 auf mehr als 5 Mrd. € steigen. Eines der strategischen Ziele von Bilfinger ist es, das wenig kapitalintensive Geschäftsmodell beizubehalten und gleichzeitig Mitarbeiter zu gewinnen, zu halten und zu entwickeln, die den Erfolg des Unternehmens ausmachen. Ein besonderes Augenmerk auf der Cash Conversion wird bis 2024 zu einem berichteten Free Cashflow von mehr als 200 Mio. € führen. Damit wird der Weg für eine nachhaltige Dividendenausschüttung von 40 bis 60 Prozent des bereinigten Konzernergebnisses geebnet und gleichzeitig die Zielsetzung des Unternehmens unterstrichen, wieder ein Investment-Grade Rating zu erlangen.
Nachhaltige Industriedienstleistungen und erstmalige Berichterstattung über den CO2-Fußabdruck
Das wachsende Bewusstsein für die Notwendigkeit beschleunigter globaler Initiativen angesichts des Klimawandels birgt für Bilfinger als führendem Industriedienstleister neue attraktive Marktchancen. Dies gilt umso mehr, als die meisten seiner Kunden in energieintensiven Industrien tätig sind. Die Auftraggeber des Konzerns stehen vor der Herausforderung, ihre Energieversorgung für die Zukunft zu sichern und dabei ihren CO2-Fußabdruck deutlich zu verringern. Als wesentlichen Bestandteil seiner Wachstumsstrategie strebt Bilfinger eine Steigerung des Umsatzes aus Energiewende- und Klimaschutzprojekten von rund 500 Mio. € im Jahr 2021 auf rund 1 Milliarde Euro im Jahr 2024 an.
Bilfinger wird diesen Umsatzanteil im Rahmen seines Nachhaltigkeits-Engagements in den Tätigkeitsbereichen People, Planet, Customers und Governance jährlich messen und berichten. Der Industriedienstleister setzt sich zudem Ziele für Arbeitssicherheit und nachhaltige Lieferketten sowie – erstmals – für seinen eigenen CO2-Fußabdruck nach dem GHG-Protokoll (Greenhouse Gas Protocol). Die CO2-Äquivalente nach Scope 1 und 2 betrugen 59.373 Tonnen im Jahr 2021 nach 56.136 Tonnen im Jahr 2020. Bilfinger hat sich in seiner Nachhaltigkeitsstrategie das Ziel gesetzt, seine GHG-Emissionen in Scope 1 und 2 sukzessive zu reduzieren und bis spätestens Ende 2030 ’Net zero‘ zu erreichen.
Christina Johansson: „Wir sind heute in der Lage, nicht nur unsere eigenen Ziele für die wichtigsten Nachhaltigkeitsaspekte unseres Unternehmens vorzustellen. Mit unseren nachhaltigen Industriedienstleistungen helfen wir auch unseren Kunden dabei, ihr Ziel zu erreichen, ernergieeffizienter und klimafreundlicher zu werden. Darauf bin ich sehr stolz.“
Konzernentwicklung im Geschäftsjahr 2021
Der Auftragseingang im Jahr 2021 stieg organisch um 9 Prozent auf 4.008 Mio. € (Vorjahr: 3.724 Mio. €) und überschritt damit die 4-Milliarden-Euro-Marke. Dies ist vor allem auf eine gute Nachfrage in den europäischen Märkten zurückzuführen. Der Auftragsbestand erhöhte sich organisch um 14 Prozent auf 2.946 Mio. € (Vorjahr: 2.585 Mio. €). Das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz (Book-to-Bill) von 1,07 bekräftigt die Wachstumsambitionen von Bilfinger für 2022.
Der Konzernumsatz wuchs organisch um starke 11 Prozent auf 3.737 Mio. € (Vorjahr: 3.461 Mio. €). Die Bruttomarge verbesserte sich erheblich auf 10,4 Prozent (Vorjahr: 8,6 Prozent), ebenso wie das Bruttoergebnis, das von niedrigem Niveau aus deutlich auf 387 Mio. € anstieg (Vorjahr: 296 Mio. €). Trotz des Umsatzwachstums blieben die bereinigten Vertriebs- und Verwaltungskosten mit 286 Mio. € auf dem Niveau des Vorjahres (Vorjahr: 291 Mio. €). Sie lagen damit aufgrund COVID-19-bedingter Effekte, wie etwa die anhaltend niedrigen Reisekosten, unter dem nachhaltigen Zielwert von rund 300 Mio. € pro Jahr. Die bereinigte Quote der Vertriebs- und Verwaltungskosten belief sich gemessen am Umsatz auf 7,6 Prozent (Vorjahr: 8,4 Prozent).
Bilfinger erzielte 2021 ein bereinigtes EBITA von 137 Mio. € (Vorjahr: 20 Mio. €), dies entspricht einer bereinigten EBITA-Marge von 3,7 Prozent (Vorjahr: 0,6 Prozent). Zu diesem Anstieg trugen neben der guten operativen Entwicklung auch Gewinne aus der Veräußerung nicht betriebsnotwendiger Immobilien in Höhe von 30 Mio. € bei. Das berichtete EBITA belief sich auf 121 Mio. € (Vorjahr: -57 Mio. €), nach Bereinigungen von -16 Mio. € (Vorjahr: -77 Mio. €).
Segment Engineering & Maintenance Europe
Im Segment Engineering & Maintenance (E&M) Europe stieg der Auftragseingang um 4 Prozent (organisch 3 Prozent) auf 2.552 Mio. € (Vorjahr: 2.449 Mio. €). Das Segment erzielte in einem insgesamt positiven Marktumfeld ein deutliches Wachstum auf gutem Margenniveau. Der Umsatz stieg um 13 Prozent (organisch 12 Prozent) auf 2.518 Mio. € (Vorjahr: 2.221 Mio. €) und das Book-to-Bill-Verhältnis lag bei über 1. Das bereinigte EBITA des Segments verbesserte sich auf 131 Mio. € (Vorjahr: 69 Mio. €), was einer sehr guten EBITA-Marge von 5,2 Prozent (Vorjahr: 3,1 Prozent) entspricht. Dabei zeigen sich die Erfolge bei der Steigerung der Auslastung und beim Wachstum in margenstärkeren Dienstleistungen.
Segment Engineering & Maintenance International
Der Auftragseingang im Segment E&M International stieg deutlich um 44 Prozent (organisch 48 Prozent) auf 634 Mio. € (Vorjahr: 441 Mio. €). Der Umsatz wuchs um 6 Prozent (organisch 10 Prozent) auf 553 Mio. € (Vorjahr: 521 Mio. €). Das bereinigte EBITA blieb mit -14 Mio. € negativ (Vorjahr: -21 Mio. €), wobei im vierten Quartal ein positives Ergebnis erzielt wurde. Hier machen sich die bessere Auslastung und die strategischen Fortschritte bei der Erhöhung des Anteils an Serviceverträgen sowie kleinen und mittleren Projekten bemerkbar. Die bereinigte EBITA-Marge lag bei -2,5 Prozent (Vorjahr: -4,0 Prozent).
Segment Technologies
Der Auftragseingang im Segment Technologies ging deutlich um 17 Prozent (organisch -15 Prozent) auf 597 Mio. € (Vorjahr: 719 Mio. €) zurück. Der Vorjahreswert war maßgeblich durch höhere Auftragseingänge durch Abrufe für das Kernkraftwerksprojekt Hinkley Point C in Großbritannien geprägt. Ein Book-to-Bill-Verhältnis von deutlich über 1 sowie ein Wachstum des Auftragsbestands von 10 Prozent belegen die gute Nachfrage in diesem Segment. Der Umsatz stieg um 12 Prozent (organisch 14 Prozent) auf 560 Mio. € (Vorjahr: 498 Mio. €). Das bereinigte EBITA des Segments betrug 20 Mio. € (Vorjahr: -10 Mio. €) und die bereinigte EBITA-Marge verbesserte sich auf solide 3,6 Prozent (Vorjahr: -2,1 Prozent).
Konzernergebnis und Free Cashflow verbessert
Das Konzernergebnis stieg auf 130 Mio. € (Vorjahr: 99 Mio. €) bedingt durch die Verbesserung des EBITA und darüber hinaus gestützt durch Steuererstattungen in Höhe von 29 Mio. €. Bereinigt um Sondereinflüsse und unter Anwendung eines normalisierten Steuersatzes verbesserte sich das bereinigte Konzernergebnis auf 89 Mio. € (Vorjahr: -8 Mio. €).
Der Free Cashflow von 115 Mio. € (Vorjahr: 93 Mio. €) hat sich trotz höherer Auszahlungen aus Sondereinflüssen im Vergleich zu 2020 weiter verbessert. Hierzu trugen Mittelzuflüsse aus Steuererstattungen vor allem im Dezember in Höhe von insgesamt 29 Mio. € bei. Dazu kamen Zuflüsse aus Immobilienveräußerungen in Höhe von 57 Mio. €. Einen weiteren gewichtigen Beitrag lieferte jedoch auch die sehr gute Entwicklung des Working Capital im letzten Quartal des Jahres 2021. Die erreichten 67 ‚Days Sales Outstanding‘ (DSO) stellen hier den neuen Richtwert für die Zukunft dar.
Prognose für Konzern und Segmente in 2022
Die positive Entwicklung von Umsatz und Ergebnis wird sich im Geschäftsjahr 2022 fortsetzen. Das Wachstum des Konzerns geht mit weiteren Ergebnisverbesserungen in allen drei Segmenten einher. Dies misst Bilfinger nun anhand der Kennzahlen EBITA und EBITA-Marge, und nicht mehr – wie noch im Berichtsjahr 2021 – auf Basis bereinigter Werte. Das belegt den Abschluss der Phase der Transformation und Restrukturierungen im Unternehmen.
Für den Konzern rechnet Bilfinger für 2022 mit einem deutlichen Umsatzwachstum (2021: 3.737 Mio. €). Im Segment Engineering & Maintenance Europe wird der Umsatz (2021: 2.518 Mio. €) nach einer starken Erholung 2021 im Jahr 2022 leicht wachsen. Limitierende Faktoren dabei sind die derzeit verfügbaren Personalressourcen insbesondere in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Polen. Für das Segment Engineering & Maintenance International (2021: 553 Mio. €) erwartet Bilfinger hingegen ein deutliches Umsatzwachstum ausgehend von einem niedrigen Niveau. Entscheidend hierfür sind Fortschritte in der Strategie zum weiteren Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts und bei der Konzentration auf kleinere und mittelgroße Projekte. Im Segment Technologies erwartet der Konzern ebenfalls einen deutlichen Umsatzanstieg (2021: 560 Mio. €) auf Grundlage des hohen Auftragsbestands und der weiterhin guten Entwicklung in den Marktsegmenten Kernkraft und Biopharma. Bei Other Operations (2021: 107 Mio. €) wird der Umsatz aufgrund von Entkonsolidierungseffekten aus dem Verkauf von Tochtergesellschaften deutlich unter dem Vorjahresniveau liegen.
Die in der Vergangenheit erforderlichen Sonderaufwendungen zur Transformation des Konzerns werden ab dem Geschäftsjahr 2022 nicht mehr in nennenswerter Höhe anfallen, da diese Prozesse im Jahr 2021 weitgehend abgeschlossen wurden. Bilfinger fokussiert sich daher künftig auf das berichtete EBITA als maßgebliche Ergebniskennzahl. Hier erwartet der Konzern eine deutliche Steigerung (2021: 121 Mio. €). Durch den Wegfall der Aufwendungen für Restrukturierungen wird sich auch die EBITA-Marge deutlich erhöhen. Gewinne aus Immobilien- und Grundstücksverkäufen im Jahr 2021 werden durch ein verbessertes operatives Ergebnis im Jahr 2022 kompensiert.
Für das Segment Engineering & Maintenance Europe (2021: 116 Mio. €) erwartet Bilfinger eine stabile operative Entwicklung. Insgesamt wird sich die EBITA-Marge des Segments deutlich verbessern, da in 2022 keine Restrukturierungsaufwendungen mehr anfallen. Im Segment Engineering & Maintenance International (2021: -18 Mio. €) wird das EBITA aufgrund einer erhöhten Auslastung und substanziellen Wachstums deutlich auf ein mindestens ausgeglichenes Ergebnis steigen. Auch im Segment Technologies (2021: 19 Mio. €) erwartet Bilfinger eine weitere deutliche Verbesserung des EBITA. Bei den in der Überleitung Konzern zusammengefassten Positionen (2021: 4 Mio. €) rechnet das Unternehmen für 2022 mit einem EBITA deutlich unter dem Wert von 2021, der stark durch Gewinne aus Grundstücks- und Immobilienverkäufen geprägt war. Ohne diesen Effekt ist im Wesentlichen ein stabiles Niveau für das EBITA zu erwarten.
Neben dem berichteten EBITA ist das berichtete Konzernergebnis ab dem Geschäftsjahr 2022 eine vorrangige Messgröße. Es wird aufgrund eines Finanzergebnisses ohne positive Sondereffekte und einer normalisierten Steuerquote trotz eines verbesserten EBITA deutlich unter dem Wert des Berichtsjahres (2021: 130 Mio. €) liegen.
Für den Free Cashflow erwartet Bilfinger 2022 einen Wert auf dem guten Niveau des Berichtsjahres (2021: 115 Mio. €), der durch positive Liquiditätszuflüsse aus Immobilienverkäufen und Steuerrückerstattungen beeinflusst wurde. Dies wird 2022 durch erhöhte operative Cashflows ausgeglichen.
Aktuell (16.02.2022 / 15:22 Uhr) notiert die Bilfinger SE Aktien im Xetra-Handel bei 35,98 EUR (+0,50 EUR / +1,41 %). Auch diese Aktie können Sie für 0,00 EUR auf Smartbroker handeln.
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