Da haben wir es wieder – ein Microcap – mit vielen Visionen, hochfliegenden Plänen. Und „am Anfang“. Genau dabei handelt es sich bei der beaconsmind AG (ISIN: CH0451123589), deren Gründer und CEO Max Weiland sich einiges vorgenommen hat. Und natürlich verbrennt man derzeit „Geld“ – normal für ein unternehmen am Anfang. Ob der für Mitte 2023 erwartete Break-Even erreicht werden kann? Das Konzept des Unternehemns „hört sich interessant“ an, einige Kunden konnten bereits gewonnnen werden. Und diese bieten durchaus Ausbaupotential. Analysten von Baader und Hauck Aufhäuser haben sich das Unternehmen angesehen und halten einen Erfolg zumindest für möglich. Eine Geschichte – ganz am Anfang, spannend vorgestellt:
Herr Weiland, hier in Deutschland ist die beaconsmind AG noch ein vergleichsweise unbeschriebenes Blatt. Nun haben Sie den Gang an die Frankfurter Börse angekündigt. Können Sie kurz erläutern, was das Unternehmen macht?
Max Weiland: beaconsmind ist ein Pionier auf dem Gebiet der Location-Based-Marketing (LBM) -Software für den Einzelhandel. Wir helfen Einzelhändlern, ihre App-Nutzer und Kunden im stationären Geschäft in Echtzeit anzusprechen und erfolgreiche standortbezogene Marketingkampagnen durchzuführen. Dazu statten wir Ladengeschäfte mit Bluetooth-Sendern, sog. Beacons aus. Diese Geräte sind in der Lage, die Kunden während des Einkaufens präzise zu orten. Die von unserer Software und den Bluetooth-Sendern generierten Daten verknüpfen wir beispielsweise mit dem Kassensystem und den Informationen aus dem Userverhalten aus der Onlineshopping-Seite des Kunden oder der App. So eröffnet beaconsmind Einzelhändlern einen völlig neuen Kanal zur Interaktion mit ihren Kunden und verändert das Einkaufserlebnis grundlegend. Einzelhändler können auf diese Weise digitales und physisches Einkaufen miteinander verbinden und die bisher bestehende Lücke der Online- und Offline-Shoppingwelt schließen.
Wie erhalten Sie diese Daten? Was passiert bei einem Kunden im Ladengeschäft?
Max Weiland: Im Onlinebereich weiß jeder Shopbetreiber, für was sich seine Kunden interessieren. Er kennt die „Bewegungsdaten“ durch das Klickverhalten auf der Website. Man erkennt am Klickverhalten, ob der Kunde zielgerichtet durch den Shop geführt wird und ob er das gewünschte Angebot schnell erhält. Im Onlinebereich kann man einsehen und speichern, was im Einkaufskorb landet und was wieder rausgelegt wird. Wenn der Kunde sich für ein Produkt x interessiert, werden ihm weitere relevante Produkte y und z sofort präsentiert.
Mit Hilfe unserer Technologie können Ladenbetreiber dies auch in ihren stationären Läden erreichen. Unsere Software erkennt im Zusammenspiel mit unseren Bluetooth-Sendern, wo sich der Kunde wie lange im Geschäft aufhält und was ihn interessiert. Wir können ihm dann noch während des Shoppens im Laden ein entsprechendes Angebot für ein passendes weiteres Produkt über sein Handy machen. Sagen wir zu den passenden Schuhen das passende Outfit. Wir verbinden also die Daten, die der Einzelhändler bereits aus dem Internet oder der App hat, mit den Daten des Besuchs im Ladengeschäft. Damit steigern wir den Kundenservice und Einkaufserlebnis während des Einkaufs, machen es dem Kunden bequemer und können das für ihn passendste Angebot im richtigen Moment machen.
Mal ein wenig konkreter, welche Daten gewinnen Sie und was haben der Ladenbesitzer beziehungsweise die Marke davon? Welchen Nutzen ziehen die Endkunden daraus?
Max Weiland: Wir erzeugen eine Win-Win-Situation dadurch, dass wir das Verbraucherverhalten im Ladengeschäft erfassen und mit den bestehenden bekannten Daten aus der Online-Welt verbinden. Die digitale Customer Journey des Kunden wird mit dem Einkaufserlebnis in der analogen Welt verbunden und als ganzheitliche Customer Journey begriffen. Kunden müssen nicht mehr mühsam im Laden nach den für sie richtigen Angeboten suchen. Retailer können ihre Ladenflächen damit stark optimieren. Die App des Retailers kann noch während des Einkaufs mit dem Kunden interagieren und das passende Angebot machen. Einkaufen wird persönlicher, interaktiver und auf den Einzelnen zugeschnitten. Unsere Daten zeigen eindeutig, dass Shopbetreiber durch unsere Lösungen mehr Umsatz und eine häufigere Frequentierung der Ladenfläche erzielen können. So kann zum Beispiel der Kunde auch über die App auf ein ihn persönlich ausgerichtetes Angebot aufmerksam gemacht werden, wenn er beim nächsten Besuch im Shoppingcenter oder der Innenstadt am Geschäft vorbeiläuft. Das Schaufenster wird sozusagen personalisiert.
Wer sind Ihre Kunden?
Max Weiland: Der Kundenstamm der beaconsmind AG ist breit gefächert – von internationalen Ketten bis zum kleinen regionalen Anbieter ist alles dabei, wobei jeder Kunde seine spezifischen Vorteile aus unseren Lösungen zieht. Zu unseren Kunden gehören beispielsweise Adidas oder auch DEPOT, genauso wie die Modekette Roberto Cavalli, eine skandinavische Supermarktkette oder ein italienischer Schmuckhersteller. Genauso zählen auch kleinere regionale Anbieter mit ein paar wenigen Niederlassungen zu unseren Kunden, die ihre Kundenbindung dank unserer Technik deutlich und messbar steigern.
Was sind die Hauptmärkte?
Max Weiland: Am stärksten sind wir aktuell in Europa vertreten. Hier haben wir über 100 stationäre Geschäfte mit unserer Technologie ausgestattet. Auch in Nordamerika konnten wir bereits Fuß fassen. Hier haben über 50 Stores unsere Technologie implementiert. In Asien und im pazifischen Raum kommen wir im Moment auf über 100 weitere Installationen. Starkes Augenmerk richten wir aktuell auf die arabische Halbinsel. Hier stößt unser Angebot auf sehr großes Interesse.
Das kann aber nur der Anfang sein, oder?
Max Weiland: Das ist richtig. Wir befinden uns noch im Aufbau und erwarten ein sehr dynamisches Wachstum. Allein unsere bestehenden Kunden verfügen zusammen über mehr als 16.000 Shops weltweit. Hier schlummert ein enormes Potential, das wir uns in den nächsten Jahren erschließen wollen. Aber natürlich werden wir auch weitere Kunden gewinnen.
Das klingt ja alles sehr spannend. Wie verdient beaconsmind damit Geld? Was sind die Haupteinnahmequellen?
Max Weiland: Unser Geschäftsmodell basiert auf zwei Säulen. Zum einen generieren wir Einnahmen durch die Installation und den Verkauf der Bluetooth-Sender in der entsprechenden Filiale. Das sind einmalige Einnahmen. Dazu kommen dann zum anderen eine monatliche Nutzungsgebühr für unsere Software beaconsmind Suite, unterschiedliche buchbare Module für Datenauswertungen sowie weiterer Services. Diese sichern uns wiederkehrende Erlöse.
Gehen wir noch mal bitte kurz auf die wirtschaftliche Seite ein. Können Sie etwas zu Ihren Margen sagen?
Max Weiland: Bei der Installation und der Hardware erreichen wir eine Marge von durchschnittlich 40 Prozent. Im Softwarebereich sprechen wir dann aber über 90 Prozent Nettomarge.
Jetzt sind ja schon ein paar Namen gefallen. Wie sieht im Moment Ihre Kundenstruktur aus?
Max Weiland: Ein paar große Marken habe ich bereits genannt. Ganz aktuell haben wir Prodes Praha s.r.o. als neuen Kunden gewonnen. Die tschechische Modegruppe wird die standortbasierte Marketinglösung von beaconsmind in ihren über 50 Stores in der Tschechischen Republik und der Slowakei einsetzen. Prodes vertreibt in seinen Läden unter anderem die bekannten Modemarken Calvin Klein und Guess. Darüber hinaus betreibt Prodes Mehrmarkengeschäfte unter dem Label FADE und einen eigenen Onlineshop, in dem alle Marken und Produkte der Gruppe angeboten werden.
Tatsächlich machen die großen Ketten aktuell noch den Hauptanteil des Umsatzes aus. Über 50 Prozent stammt von Kunden mit mehr als 1.500 Shops weltweit. Erste kleinere Ketten mit bis zu 50 Geschäften steuern aktuell etwas über 20 Prozent des Umsatzes bei. Ketten mit 300 bis 1.500 Shops kommen auf 16 Prozent. Regionaler Schwerpunkt ist aktuell noch Europa mit 58 Prozent. Hier erwarten wir aber eine deutliche Verschiebung in Richtung Mittleren Osten mit der arabischen Halbinsel sowie Asien und Amerika.
Wie wollen Sie weiterwachsen? Was sind die Wachstumstreiber, die Ihr Geschäftsmodell beeinflussen?
Max Weiland: Unsere Kunden erkennen sehr schnell nach den ersten Installationen welch starkes Wachstumspotential wir ihnen mit der Zusammenführung der Datenwelt des Online-Geschäftes und des stationären Vertriebes eröffnen. Hier liegt aktuell unser größter Hebel: Die bestehenden Kundenbeziehungen ausbauen und unsere Lösung in deren stationären Geschäftsinfrastrukturen ausrollen. In den letzten Jahren standen Investitionen in das Online-Shopping ganz weit vorne auf der Agenda. Man lernte sehr schnell, welch Potential sich entfaltet, wenn man die entsprechenden Daten zum Kundenverhalten aktiv nutzt. Jetzt können wir im Prinzip den gleichen positiven Effekt durch datengetriebenes Marketing im stationären Bereich erzielen.
Ende 2021 haben Sie im Rahmen einer Kapitalerhöhung 5,8 Mio. CHF eingenommen. Wofür sollen die Erlöse verwendet werden?
Max Weiland: Wir haben zwei ganz klar fokussierte Stoßrichtungen: Zum einen der Ausbau der Installationskapazitäten. Wir wollen mehr Fläche in kürzerer Zeit ausrüsten. Dazu investieren wir in die entsprechende Infrastruktur zur Beschaffung und Installation der Technik. Der zweite Schwerpunkt liegt im Ausbau des Vertriebsnetzes. Wir investieren in Vertriebspersonal und die Erschließung weiterer Märkte. Mit den richtigen Leuten vor Ort zu sein ist extrem wichtig. So bekommen wir die nötigen PS für das angestrebte starke Wachstum auf die Straße.
Alle reden aktuell von Lieferengpässen. Ist das für Sie auch ein limitierender Faktor oder gibt es andere entscheidende Hürden wie COVID zu nehmen?
Max Weiland: Tatsächlich hatte uns die Pandemie in unseren Expansionsplänen ein wenig ausgebremst. Doch faktisch ist die Wiedereröffnung des stationären Handels ein Turbo für uns. Die Einzelhändler haben erkannt, wie wichtig datenbasiertes Marketing ist. Und wir können an Echtdaten zeigen, dass sich dieses Erfolgskonzept auch auf die Läden vor Ort übertragen lässt. Das Gute ist eben auch, dass die beaconsmind AG ohne Betriebsschließung und komplizierte Einbauten unser System quasi über Nacht installieren können. Auch das überzeugt.
Von Lieferengpässen sind wir nicht betroffen. Wir haben mehrere Zulieferer
Das heißt, das Geschäftsmodell ist leicht zu kopieren?
Max Weiland: Absolut nicht. Wir sprechen die Sprache der Retailer und kennen das Geschäft genau. In den letzten sieben Jahren ist unsere Software- und Hardware-Lösung sowie unser Service-Portfolio ausschließlich auf den Anforderungen von Retail-Unternehmen gewachsen. Das echte Know-How liegt in der ausgeklügelten Datenverarbeitung und -aufbereitung. Für den Einzelhändler ist es extrem einfach, unser System zu nutzen. Doch um an diesen Punkt zu gelangen, haben wir jahrelang eng mit den Kunden zusammengearbeitet, unser System kontinuierlich optimiert und auf die Bedürfnisse des Handels abgestellt. Das gibt uns einen Entwicklungsvorsprung von mehreren Jahren, den man auch nicht mit viel Geld so einfach aufholen kann. Erfahrung und Know-how sind alles andere als leicht zu kopieren. Nicht zu vergessen, die besondere Beziehung zu unseren Kunden, die sich teils über Jahre aufgebaut hat.
Eingangs haben wir es bereits erwähnt, dass Sie an die Frankfurter Börse wollen. Warum dieser Schritt und wann ist es soweit?
Max Weiland: Ja, das ist richtig. Wir sind aktuell an der Börse Wien und in Paris an der Euronext gelistet. Die Börsennotierung in Wien werden wir planmäßig zum 18.03.2022 einstellen. Die Börsennotierung an der Euronext ist davon nicht betroffen. Wir planen jedoch nun ein Börsenlisting in Frankfurt im Scale-Segment. Davon versprechen wir uns eine höhere Visibilität und eine Erweiterung unseres Investorenkreises. Mit dem Listing in Frankfurt wollen wir auch die Liquidität steigern und somit die Attraktivität unserer Aktie und unseres Unternehmens, sowohl für institutionelle Anleger als auch für Privatanleger.
Was spricht denn aus Sicht des Anlegers für ein Investment in beaconsmind?
Max Weiland: Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts. Im Online-Bereich ist dieser Datenschatz bereits gehoben worden und wird für Marketingzwecke, Verkaufsoptimierung und die Kundenansprache genutzt. Wir erzeugen einen identischen Datenschatz im klassischen Einzelhandel vor Ort und verbinden diesen clever mit den Online-Daten. Damit erzeugt die beaconsmind AG eine Win-Win-Situation: Auf der einen Seiten profitiert der Händler durch einen gesteigerten Umsatz und zufriedenere Kunden. Auf der anderen Seite steigern wir die Customer Experience und erhöhen das Einkaufserlebnis der Kunden. Darüber hinaus ist unser Geschäftsmodell dank der wiederkehrenden Erlöse sehr attraktiv und wir können Synergien in einem enorm großen Markt heben.
Wenn Sie mal ein paar Jahre in die Zukunft schauen, wie sieht da die Shoppingwelt aus und welchen Beitrag können Sie dabei leisten? Wo steht dann beaconsmind?
Max Weiland: Der noch immer viel beschworene Wettbewerb zwischen Online-Shopping und dem Ladengeschäft vor Ort wird Geschichte sein. Einzelhändler erreichen ihre Kunden über jeden gewünschten Kanal. Das Einkaufserlebnis wird über diverse Kanäle stattfinden. Das Produkt wird im Mittelpunkt stehen und die Trennung zwischen Online / Offline wird es nicht mehr geben. Beide Welten, sowohl die digitale als auch die analoge, werden voneinander profitieren und den Kunden da abholen, wo er es will. Neue Funktionalitäten machen Shopping spannender und interaktiver. Es werden auch neue Ladenkonzepte entstehen, in denen Kunden das Produkt „in echt“ erleben können und es online nach ihren Wünschen konfigurieren. Einkaufen wird persönlicher, individueller und gleichzeitig bequemer mit einem höheren Erlebnisanteil. Unser Servicegedanke stellt den Kunden mit seinen Bedürfnissen noch mehr in den Mittelpunkt. All das wird möglich mit der Technik von beaconsmind, die dann dort flächendeckend installiert sein kann, wo Menschen konsumieren und unterhalten werden wollen.
Herr Weiland, vielen Dank für das Gespräch.
Max Weiland, Jahrgang 1985, gründete beaconsmind im Jahr 2015 und ist CEO der Gesellschaft. Herr Weiland hat sich schon früh auf digitales Marketing spezialisiert und verfügt mittlerweile über fast 20 Jahre Erfahrung in diesem Bereich. 2010 war er Mitbegründer der eviom Group, einer Agentur für digitales Marketing und Werbung, mit Großkunden wie Nestle, Toyota, Tui und Fitness First. Zudem war er drei Jahre lang Dozent für Online Marketing an der MEDIADESIGN HOCHSCHULE in Berlin. Davor arbeitete Max Weiland für das Medienkonglomerat Scout24 in München und andere führende Mediaagenturen.
Kurzinfo zum Unternehmen der beaconsmind AG:
Das beaconsmind®-Team arbeitet von Büros in Stäfa (Schweiz), München (Deutschland) und Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) aus und unterstützt seine internationalen Kunden bei der Durchführung erfolgreicher standortbezogener Marketingkampagnen.
beaconsmind® ermöglicht es Einzelhändlern, das Einkaufserlebnis für Kunden in physischen Geschäften grundlegend zu verändern. Dazu bietet beaconsmind® die beaconsmind® Software Suite, gekoppelt mit Bluetooth iBeacons, die am Point-of-Sale installiert werden. Unsere Lokalisierungstechnologie und die beaconsmind® Software Suite ermöglichen es Einzelhändlern, digitales und physisches Einkaufen miteinander zu verbinden und eine nahtlose Customer Journey zu schaffen.
beaconsmind® wurde seit seiner Gründung mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, die sein herausragendes Produkt, seinen technologischen Vorsprung und seinen kundenorientierten Ansatz bestätigen. So wurde beaconsmind® 2016 von Reta Europe als Best Enterprise Solution und 2017 als Best In-Store Solution und Top Retail Supplier ausgezeichnet. Außerdem wurde es von Microsoft im Rahmen des Microsoft BizSpark Plus Programms gefördert.
Seit Frühjahr 2021 ist beaconsmind® an der Euronext Access Paris und der Wiener Börse gelistet.