BayWa Aktie ist eine eher unauffällige Aktie am Börsenparkett – Übernahme unmöglich. Denn die Aktinäre Bayerische Raiffeisen-Beteiligungsgesellschaft (34,75 %) mit Sitz in Beilngries und die Raiffeisen Agrar Invest (25,01 %) mit Sitz in Wien definieren die DNA des Traditionskonzerns.
Aber es tut sich Gewaltiges bei dem ehemaligen eher langweilig erscheinenden „Agrarhändler“ mit lokaler Verankerung. Die Geschäftsfelder aus dem Agrarbereich schienen „aus alter Zeit“ – aber die BayWa ist im Umbruch, trennte sich von alten Strukturen, verwertete „nicht mehr notwendige Immobilien“ und setzt auf Digitalisierung der Landwirtschaft und seit Jahren auf „regenerative Energien“.
Und dieses Geschäftsfeld wurde und wird ausgebaut, gestärkt durch finanzstarke Partner, die bei der Tochter BayWa renewables (BayWA r.e. GmbH, seit 03/21 AG) mit 49% einstiegen. So hat die Eigenkapitaleinlage in Höhe von 530 Mio EUR in 2021 durch Fonds, die von Energy Infrastructure Partners (EIP), ehemals Credit Suisse Energy Infrastructure Partners, beraten wurden, offensichtlich Früchte getragen. Dazu sieht es im angestammten Geschäft auch glänzend aus. Ob das alles schon im Kurs angemessen „widergegeben“ ist, müssen die Aktionäre für sich selber entscheiden. Als Entscheidungshilfe die aktuellen Zahlen:
Regenerative Energien zweitgrösster EBIT-Bringer, nur vom florierenden Agrar Segment geschlagen. BayWa Aktie hat viele Standbeine, keine Sorgenkinder.
Die BayWa hat im ersten Halbjahr 2022 einen Umsatz von 12,9 Mrd EUR erreicht, rund 38 % mehr als im Vorjahr mit 9,3 Mrd. Noch besser sah es beim EBIT aus, das sich auf 328,5 Mio EUR mehr als verdoppelte (Vorjahr: 144,6 Mio). Alle operativen Segmente trugen dazu bei, mit zum Teil enormen Ergebnissteigerungen. „In einem sehr volatilen Marktumfeld, das von Rohstoffknappheit und Störungen in den Lieferketten geprägt ist, haben wir das Vertrauen unserer Kunden in die Lieferfähigkeit der BayWa zuverlässig erfüllt“, sagt der BayWa Vorstandsvorsitzende Prof. Klaus Josef Lutz.
Zugleich profitiere das Unternehmen von den internationalen Bestrebungen, sich unabhängiger von fossilen Energien zu machen – eine Tendenz, die durch die Energiekrise verstärkt wird. Die sehr gute Geschäftsentwicklung im Segment Regenerative Energien werde sich daher in den verbleibenden Monaten des Geschäftsjahres fortsetzen. Lutz: „Aufgrund des starken ersten Halbjahres gehen wir mit viel Schwung in die zweite Jahreshälfte. Wir haben deshalb unsere Jahresprognose erhöht und rechnen für 2022 mit einem Gesamtjahres-EBIT von 400 bis 450 Mio. Euro.“
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Die Prognoseerhöhung vom 27.07.2022 erscheint bei einem EBIT von bereits 328,5 Mio EUR im ersten Halbjahr mindestens mal konservativ. Zuvor hatte BayWa für das Gesamtjahr 2022 mit einer erheblichen EBIT-Steigerung von 10 bis 20 % gerechnet, was eine EBIT-Spanne von 293 bis rund 320 Mio EUR bedeutet hätte.
Und der Rest läuft auch bei BayWa
Wirkliche Problem gibt es derzeit nicht im Konzern, man bedient Sektoren, die derzeit „gefragt sind“, die sich durch steigende Presisetzungsmacht und einer starken Nachfrage bei begrenztem Angebot auszeichnen. Also fast reine Angebotsmärkte derzeit:
Neben dem Projektgeschäft bei Erneuerbare-Energien-Anlagen sowie Absatzsteigerungen bei Photovoltaik(PV)-Komponenten und Wechselrichtern trug auch die Vermarktung von Strom aus eigenen Anlagen (Independent Power Producer – IPP) zum Ergebnis bei. Dazu waren Wärmeträger bei gleichzeitig steigenden Preisen stark nachgefragt. Und das Gleiche gilt für den Absatz von Betriebsmitteln in der Landwirtschaft.
Im Handel mit Agrarerzeugnissen profitierte die BayWa von einer hohen Nachfrage nach Spezialitäten und konnte die Preisdynamik im Commodity-Bereich nutzen. Denn die gestiegenen Preise für Getreide und Ölsaaten führten bei den Landwirten zu großer Investitionsbereitschaft. Was sich natürlich positiv auf das BayWa Technikgeschäft auswirkte. Die inflationsbedingte Konsumflaute in Europa bei Obst und Gemüse kompensierte das Segment Global Produce durch stabile Geschäfte in der südlichen Hemisphäre. Das Ergebnis im Segment Bau nahm um knapp 30 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu, was im Wesentlichen an der uneingeschränkten Lieferfähigkeit und der weiteren Spezialisierung des Baustoffbereichs der BayWa gelegen haben soll.
Segmente im einzelnen – was die BayWa Aktie ausmacht ist die Differenzierung in „verwandte Bereiche“ mit der DNA der Landwirtschaft
Laut Unternehmensmeldung vom 4.08.2022 sah es bei den einzelnen Segmenten folgendermassen aus:
„Segment Regenerative Energien
Der Umsatz im Segment Regenerative Energien betrug im ersten Halbjahr 2,7 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,4 Mrd. Euro). Das EBIT lag bei 85,0 Mio. Euro (Vorjahr: 50,8 Mio. Euro). Die BayWa r.e. AG, in der das Geschäft der BayWa mit erneuerbaren Energien gebündelt ist, verkaufte in den ersten sechs Monaten Wind- und Solarenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 350 Megawatt (MW). Der Absatz mit PV-Modulen wuchs erneut kräftig um 77 Prozent, das Geschäft mit Wechselrichtern legte um 52 Prozent zu. Auch die Entwicklung der neuen Geschäftseinheit IPP (Independent Power Producer) entwickelte sich durch den starken Anstieg der Strompreise erfreulich.
Segment Energie
Eine hohe Nachfrage bei gleichzeitig steigenden Preisen begünstigte den Handel mit Kraftstoffen und Wärmeprodukten. Der Umsatz stieg im Berichtszeitraum auf 1,5 Mrd. Euro (Vorjahr: 892,4 Mio), das EBIT wuchs deutlich auf 20,6 Mio. Euro (Vorjahr: 6,5 Mio). Aus Furcht vor weiteren Preisanstiegen und zukünftigen Versorgungsengpässen tendierten die Kunden zur Bevorratung mit Brennstoffen. Die BayWa rechnet damit, dass dieser Trend im zweiten Halbjahr anhält, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau.
Segment Cefetra Group
Das Segment Cefetra Group mit dem internationalen Agrargeschäft weist nach sechs Monaten einen Umsatz von 3,1 Mrd Euro (Vorjahr: 2,6 Mrd) aus. Das EBIT lag bei 36,6 Mio Euro (Vorjahr: 20,1 Mio). Ergebnistreiber war vor allem der Spezialitätenhandel, der von einer starken Nachfrage nach Proteinen und Stärkeprodukten profitierte. Da sich der Spezialitätenhandel als recht krisenfest erweist, rechnet die BayWa in diesem Bereich mit einer positiven Fortsetzung der Geschäfte. Auch ist davon auszugehen, dass die Volatilität an den internationalen Börsen hoch bleibt, bedingt durch ein knappes Angebot aus den europäischen Anbaugebieten und einen leicht rückläufigen globalen Getreidevorrat. Eine entscheidende Rolle in den kommenden Monaten werden die Verfügbarkeit von Transportraum sowie die Logistik- und Energiekosten spielen.
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Segment Global Produce
Der Geschäftsverlauf im Segment Global Produce, in dem die BayWa ihr Frischegeschäft mit Obst und Gemüse gebündelt hat, war im Berichtszeitraum von Licht und Schatten geprägt. In der nördlichen Hemisphäre traf eine gute Warenverfügbarkeit im Markt auf eine inflationsbedingt verhaltene Nachfrage der Verbraucher. Diese griffen beim Einkauf vermehrt zu preisgünstigerer Ware. Dem gegenüber stehen höhere Vermarktungsmengen bei Äpfeln in der südlichen Hemisphäre und das erfolgreiche Lizenzgeschäft mit der Apfelsorte „Envy“. Insgesamt verbucht das Segment Global Produce nach sechs Monaten einen Umsatz von 458,8 Mio Euro (Vorjahr: 461,0 Mio). Das Ergebnis von 16,4 Mio Euro liegt über Vorjahresniveau (Vorjahr: 14,5 Mio). Während das Marktumfeld hierzulande herausfordernd bleibt, rechnet die BayWa im internationalen Apfelgeschäft mit einem stabilen Verlauf. Zusätzlich wird sich der erfolgreiche Abschluss des Klimagewächshausprojekts in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit dessen Verkauf positiv auf das Ergebnis auswirken.
Segment Agrar
Das Segment Agrar erzielte im Berichtszeitraum einen Umsatz von 3,0 Mrd Euro (Vorjahr: 2,1 Mrd). Das EBIT lag bei 134,2 Mio Euro (Vorjahr: 39,0 Mio). Aufgrund der gestiegenen Preise konnten die Getreidebestände überdurchschnittlich gut vermarktet werden. Die große Einlagerungsbereitschaft der Landwirte bei Betriebsmitteln, insbesondere bei Dünger, führte zu einer stabilen Nachfrage bei hohen Preisen. Im Saatgutgeschäft wirkten sich das breite Sortiment und der Ausbau der Eigenmarkenstrategie positiv auf das Ergebnis aus. Die BayWa geht davon aus, dass der Betriebsmittelabsatz im zweiten Halbjahr aufgrund von Vorzieheffekten und der Trockenheit der vergangenen Wochen abnimmt. Das Angebot bei Dünger am Weltmarkt wird knapp bleiben. Durch aktives Vorrats- und Risikomanagement wird die BayWa die Versorgung der Landwirtschaft auch in der kommenden Düngesaison sicherstellen. Getreidekontrakte, die jetzt zur Ernte geschlossen werden, schlagen sich im ersten Halbjahr 2023 ergebniswirksam in den Büchern nieder.
Segment Technik
Mit einem Umsatz von 1,0 Mrd Euro (Vorjahr: 880,8 Mio) und einem EBIT von 35,1 Mio Euro (Vorjahr: 14,7 Mio) verzeichnet das Segment Technik ein starkes erstes Halbjahr. Die BayWa war bereits mit einem hohen Auftragsvorlauf in das Berichtsjahr gestartet, konnte Kunden dank ihrer Lieferfähigkeit aber auch kurzfristig bedienen. Während der Absatz bei Neumaschinen um 19 Prozent zulegte, verzeichnete das Service- und Ersatzteilgeschäft eine stabile Auslastung. Grundsätzlich bleiben die Aussichten für das Technikgeschäft positiv: Nach dem sehr guten ersten Halbjahr rechnet die BayWa für die zweite Jahreshälfte mit einer Normalisierung der Nachfrage.
Segment Bau
Das Segment Bau wurde im ersten Halbjahr von der anhaltend stabilen Baukonjunktur beflügelt. Der Umsatz legte auf 1,2 Mrd Euro (Vorjahr: 994,6 Mio) zu. Das EBIT betrug 43,5 Mio Euro (Vorjahr: 33,6 Mio). In einem Marktumfeld, das von einer knappen Warenverfügbarkeit geprägt war, profitierte die BayWa von ihrem guten Lagerbestand und stabilen Netzwerk von Lieferanten. Damit konnte das Unternehmen die hohe Nachfrage nach Baumaterialien nahezu uneingeschränkt bedienen. Während die Bau Projekt GmbH weitere Wohneinheiten aus den Projekten in Schrobenhausen und Traunstein vermarktete, trug auch die Umsetzung der Strategie hin zum Multispezialisten Früchte. Angesichts hoher Auftragsbestände blickt die BayWa positiv ins zweite Halbjahr. Auch im Falle einer Abschwächung der Baukonjunktur sieht sich das Unternehmen mit seinem breiten Produkt- und Lösungsangebot gut aufgestellt.“
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