Aurelius HV geprägt von „Arroganz der Macht“? Aktie verkaufen oder wehren? Ist es genau das, was „die“ wollen?

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Aurelius Aktie „broke“ – während der Carve Out Spezialist aus München ein „gigantisches Aktienrückkaufprogramm auflegen will“, was möglicherweise das nahende Ende für die freien Aurelius Aktionäre einleuten könnte, trommelte die SdK zum Aktionärsaufstand. Ob’s was gebracht hat? Gestern auf der Hauptversammlung eine  schallende Ohrfeige für diejenigen, die versuchten, wenigstens die Dividendenpolitik zu verändern. Plan: Die Aurelius-Partner, die über das KGaA-Konstrukt sowieso viele Sonderrechte wahrnehmen können, vom Vorschlag 0,50 EUR Dividende für 2022 auf 1,50 EUR Dividende, wie kommuniziert zu Zeiten als „Aurelius“ noch an seinen Aktionären interessiert war, durch die Mehrheit der Aktionäre abzubringen. Gute Idee und normalerweise mit Chancen, da die grosse Mehrheit der Aurelius-Aktien von nicht-dem-Management/Partnern/Eigentümern verbundenen Investoren gehalten werden.

Aufregung auf der HV – Aurelius verkaufte Aktien an „Nahestehende“ zum Discount. Möglicherweise die entscheidenden Aktien für den Coup der „Aurelius-Macher! Sprich Vertreter der Aurelius Partner, Manager oder „Eigentümer“

Während die Halbjahreszahlen bei Aurelius ohne die in den Vorjahren so wichtigen interessanten Zusatzinformationen einen nur eingeschränkten Informationsgehalt besitzen, ist die Kursentwicklung der Aurelius Aktie enttäuschend. Zwar handelt die Aktie nicht in dem schon „zum Greifen nahen“ einstelligen EURO-Bereich, aber die aktuell aufgerufenen 12,32 EUR – Tagesminus bisher 8,16%, 9:14 Uhr – sind weit von den früher gesehen Kursniveaus entfernt. Und man könnte sagen, dem Management von Aurelius ist das egal oder sogar willkommen? Könnte man denken, wenn man sich das vorgesehne „gigantische“ Rückkaufprogramm ansieht, das auf der am 20. September anstehenden Hauptversammlung abgesegnet werden soll. Und während normalerweise eine Hauptversammlung wenig Überraschungen „liefert“, war es dieses Jahr bei Aurelius anders.

„Aalglatter Finanzhai“, so sollen sich laut Sascha Gebhard auf Stock3 die Vertreter der Aurelius auf der HV präsentiert haben.

Und mit dieser Ansicht steht er nicht allein. Während der Hauptversammlung wurde „als normale Transaktion“ die Veräusserung von 1,25 Mio Aktien – über den Markt von Aurelius zu rund 16,00 EUR im Rahmen des Rückkaufprogramms erworben – und dann passend zur HV-Anmeldefrist weiterveräussert, zu wesentlich niedrigeren Kursen an dem Management/Partnern von Aurelius Nahestehende.  Oder wie es der SDK-Vorstand Paul Petzelberger, für die SdK an der Hauptversammlung teilnehmend, in einem „Tweet“ treffend quasi live von der HV kommentierte:

Pure Fassungslosigkeit. Hat #Aurelius wirklich am 23.08. wenige Tage vor dem HV-Nachweisstichtag 1,25 Mio. zu Kursen weiter über 16 € eingesammelte eigene Aktien an die AURELIUS Growth Investments S.à r.l., eine von einem Julian Raffael Markus kontrollierte Gesellschaft, zu einem Kurs von 13,60 € verkauft? Ich komme mir vor wie in einem falschen Film.“ (Post auf X, Paul Petzelberger, 18:36 Uhr, 20.09.2023)

Und um dem ganzen am Ende die Krone aufzusetzen, spielten die Aurelius-Macher dann noch die Machtkarte: Dividende auf 0,05 EUR festgelegt, jetzt nur noch ein Zehntel vom eigenen Vorschlag.

Könnte man als Machtdemonstration auffassen. Oder als Kriegserklärung? Jedenfalls bestätigt der gesamte Aurelius-Prozess vom Downlisting, über geänderte Kommunikationspolitik, forcierte Aktienrückkäufe und Dividenden-„minimierung“, dass die KGaA-Struktur der Intransparenz und der asymmetrischen Machtverteilung Tür und Tor öffnet. Sollten vielleicht auch die Verantwortlichen bei ABO Wind bei den Bedenken des Kapitalmarktes mit der angestrebten KGaA-Umwandlung berücksichtigen.

Offizielle Meldung könnten manche als Hohn auffassen…

Hier die entsprechende Aurelius-Meldung zum Dividendenbeschluss, der – natürlich – nichts von der Dramatik der HV widergibt: „Die Hauptversammlung der AURELIUS Equity Opportunities SE & Co. KGaA (ISIN DE000A0JK2A8) („Gesellschaft“) hat am 20. September 2023 beschlossen, den Bilanzgewinn für das Geschäftsjahr 2022 in Höhe von EUR 110.328.178,34 zur Ausschüttung einer Dividende in Höhe von EUR 0,05 je dividendenberechtigter Stückaktie zu verwenden (…). Der Beschlussvorschlag der persönlich haftenden Gesellschafterin, des Gesellschafterausschusses und des Aufsichtsrats der Gesellschaft, aus dem Bilanzgewinn für das Geschäftsjahr 2022 eine Dividende in Höhe von EUR 0,50 auszuschütten, hatte zuvor die erforderliche Beschlussmehrheit nicht erreicht.“ („Ad-hoc | 21 September 2023 00:32″, Aurelius)

Müssig darüber zu reden, dass die sogenannte ad-hoc-Meldung wohl bei der Aurelius keine „ad-hoc“-Meldung ist, aber das wäre ja nur Wortklauberei und ändert nichts am Sachverhalt.

Aurelius Hauptversammlung High Noon? SdK denkt jetzt über Anfechtungsklagen und andere Wege nach. Aufsichtsrechtliche Ansatzpunkte werden wohl auch geprüft werden, vielleicht von anderen?

Und natürlich kann man sich fragen, warum es so weit kommen muss, dass sich eine „Schutzgemeinschaft“ als einzige Chance erweist, um eindeutig aktionärsfeindliche Verhaltensweisen zu korrigieren. Die Rechte der Aktionäre gegen die durch  die aktionärsfeindliche  KGaA-Konstruktion bestimmenden Aurelius-Partner zu Gehör zu bringen, wird jetzt wohl zu einer juristischen Frage. Sollte in den nächsten Tagen noch einiges an Bewegung geben. Anfechtungsklagen? Eingreifen der BaFin? Zivilrechtlcihe Klagen? Der Köcher ist gross, aber ob erfolgreich einsetzbar, ist in der Aurelius-gemengelage schwer einzuschätzen.

Trotz erfolgreicher Transaktionen und operativer Entwicklung steht die aktuelle Marktkapitalisierung der Aurelius vielleicht gerade mal auf Höhe der für 2023 zu erwartenden Gewinne. Und meilenweit vom wahrscheinlich sowieso  schlecht gerechneten NAV entfernt…

Aktie verkaufen und vergessen als Lösung? Ist wahrscheinlich, was die Aurelius-Macher erreichen wollen. Und dann billig einsammeln und die Gewinnanteile, die auf die Aktionäre entfallen würden „internalisieren“.

So sollte jeder Aktionär sich fragen, ob die Aktionäre eine reale Chance haben, die derzeitige Unternehmenspolitik zu ändern. Oder wenigstens die Aktien zu einem angemesseneren Preis an die Aurelius-„Macher“ abgeben zu können. Ob irgendwann im Rahmen eines derzeit sehr fernen Squeeze-Out (Voraussetzungen derzeit nicht erfüllt) oder „um sich Ruhe“ zu kaufen. Oder weil ein Grossteil der Aktionäre „billig“ rausgekauft werden konnte – beispielsweise mit dem „Riesenrückkaufprogramm“. Neueinstiege drängen sich definitv nicht auf.

Zur Erinnerung: Die Verantwortlichen von AURELIUS Equity Opportunities SE & Co. KGaA (ISIN: DE000A0JK2A8) hatten relativ einsam und zum Ärger der Finanz-Community entschieden, dass „man“ aus Kostengründen den m:access verlassen will und in den einfachen Freiverkehr  wechseln wolle. Hierbei begründete man diesen Schritt mit „erheblichen Kosten- und Zeitersparnissen“. Anders gesagt, an Deutlichkeit kaum zu überbieten: Aktionäre für die Gruppe nicht mehr nötig – genug Geld über andere Quellen. Und die Kommanditgesellschaft gibt den Aurelius Partnern alle Macht.

Und die Halbjahreszahlen als saldierte Ziffern  ohne Erläuterungen sagen wenig bis gar nichts über die Erfolge/Misserfolge des Carve Out – Spezialisten Aurelius aus.

Während die Halbjahreszahlen 2022 der AURELIUS Equity Opportunities SE & Co. KGaA (ISIN: DE000A0JK2A8) in einem Bericht von 81 Seiten anlegergerecht präsentiert worden sind, reicht es nach dem Austritt aus dem m:access nur noch für eine lapidare Unternehmensmeldung, hier vollständig wiedergegeben:

AURELIUS Equity Opportunities SE & Co. KGaA (AURELIUS; ISIN DE000A0JK2A8) veröffentlicht den Konzernzwischenabschluss zum ersten Halbjahr 2023. AURELIUS erzielte einen Konzerngesamtumsatz von 1.498,9 Mio. EUR (H1 2022: 1.591,9 Mio. EUR). Der annualisierte Konzernumsatz aus fortgeführten Geschäftsbereichen betrug 2.504,1 Mio. EUR (H1 2022: 2.784,8 Mio. EUR).

Das operative EBITDA im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2023 blieb mit 135,0 Mio. EUR nahezu konstant (H1 2022: 127,6 Mio. EUR). Der nicht operative Bestandteil wurde beeinflusst durch einen geringeren Effekt aus der Entkonsolidierung von veräußerten sowie angepassten Bewertungen von übrigen Vermögenswerten und belief sich auf den Wert von 89,7 Mio. EUR (H1 2022: 13,7 Mio. EUR). Dies resultiert folglich in einem EBITDA des Gesamtkonzerns von 224,7 Mio. EUR (H1 2022: 141,3 Mio. EUR). Die liquiden Mittel des Konzerns blieben zum Ende des abgelaufenen Halbjahres mit 324,0 Mio. EUR nahezu unverändert (31. Dezember 2022: 331,5 Mio. EUR).

Kennzahlen

 (in Mio. EUR) 1.1. – 30.06.2022 1.1. – 30.06.2023
Konzern-Gesamtumsatz 1.591,9 1.498,9
Konzernumsatz (annualisiert) 1,2 2.784,8 2.504,1
EBITDA Konzern gesamt 141,3 224,7
davon nicht operative Bestandteile des EBITDA -13,7 -89,7
EBITDA Konzern operativ 127,6 135,0
Konzernergebnis 1 55,7 144,3
31.12.2022 30.06.2023
Vermögenswerte 2.185,8 2.275,1
 davon liquide Mittel 331,5 324,0
Verbindlichkeiten 1.611,2 1.570,7
 davon Finanzverbindlichkeiten 442,2 395,4
Anzahl Mitarbeiter zum Stichtag 10.144 10.100

1) Die Konzern-Gesamtergebnisrechnung und Konzern-Kapitalflussrechnung des Vorjahres wurden entsprechend den Bestimmungen des IFRS 5 zu Vergleichszwecken angepasst.
2) Aus fortgeführten Geschäftsbereichen.“ (Unternehmensmeldung Aurelius, 10.08.2023)

Dürr. Und dann gab es Anfang August von Aurelius noch….

Riesenrückkauf vorgeschlagen – neben den üblichen Programmen. Was steckt dahinter? Gibt exakt 27.269.944 Stück nennwertlose Inhaberaktien der Aurelius Equity Opportunites (Stand Homepage Aurelius, 9.08.2023) und im derzeit laufenden Aktienrückkaufprogramm sind seit dem 30. Januar 2023 bis einschließlich 30. Juni 2023 insgesamt 698.300 Stück Aktien von Aurelius erworben worden. Im Rahmen des Aktienrückkaufprogramms 2023 sollen im Zeitraum vom 30. Januar 2023 bis zum 29. Januar 2024 insgesamt bis zu 1.500.000 eigene Aktien der Gesellschaft zurückgekauft werden. Für bis zu 30 Mio EUR. Bedeutet aktuell: 27.269.944 Aktien, davon 698.300 im Besitz der Aurelius, d.h. handelbar sind 26.771.644 Stück Aktien.

Und jetzt will man weitere bis zu 6.600.000 Stückaktien zurückkaufen, für bis zu 80 Mio EUR – würden“nur“ 20.771.644 Stück übrigbleiben. Und danach? Sollen dann weitere Aktien eingezogen werden? Will man irgendwann alle Aktien vom Markt nehmen? Gebraucht werden die Aktionäre ja nicht mehr…

Und in den Worten der Aurelius hört sich da sso an: Die AURELIUS Management SE, die persönlich haftende Gesellschafterin der AURELIUS Equity Opportunities SE & Co KGaA (ISIN DE000A0JK2A8) („Gesellschaft“), der Gesellschafterausschuss und der Aufsichtsrat der Gesellschaft haben heute beschlossen, der am 20. September 2023 stattfindenden Hauptversammlung der Gesellschaft („Hauptversammlung“) den Rückerwerb von bis zu 6.600.000 Stückaktien gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 6 AktG und die anschließende Einziehung der Aktien nach Erwerb durch die Gesellschaft im vereinfachten Verfahren ohne Kapitalherabsetzung gemäß § 237 Abs. 3 Nr. 3 AktG zur Beschlussfassung vorzuschlagen.

Der Aktienrückkauf soll entweder außerhalb der Börse im Rahmen eines oder mehrerer öffentlicher Erwerbsangebote oder über die Börse erfolgen. Das Kaufpreisvolumen hierfür soll insgesamt bis zu EUR 80 Mio. betragen. Bei jedem öffentlichen Erwerbsangebot stehen den Aktionären der Gesellschaft entsprechende Andienungsrechte zu, wobei jeweils eine Aktie der Gesellschaft, mit Ausnahme der von der Gesellschaft gehaltenen eigenen Aktien, ein Andienungsrecht vermittelt. Der Aktienrückkauf und die Einziehung können vorbehaltlich einer Beschlussfassung der Hauptversammlung von der Gesellschaft bis zum 20. Dezember 2024 durchgeführt werden und sollen zu Lasten der frei verfügbaren Rücklagen und im Übrigen zu Lasten des Bilanzgewinns erfolgen.“ (Ad hoc Aurelius Equ. Opp., 8. August 2023)

Ad-hoc Meldung der Aurelius? Was haben wir verpasst?

Eigentlich unterliegt der Ad-hoc Pflicht ein illustrer Kreis von auf Kpaitlamarkttransparenz ausgerichteten Aktiengesellschaften: „Die Ad-hoc-Publizitätspflicht trifft dabei alle Emittenten, die für ihre Finanzinstrumente eine Zulassung zum Handel an einem geregelten Markt oder einem multilateralen Handelssystem ( MTF ) in einem Mitgliedstaat beantragt oder erhalten haben.“ Und wo ist das bei Aurelius der Fall? Ad hoc Meldung? Egal…

Aurelius wieder da? Oder bald weg? Das grosse Aktienrückkaufprogramm, das nach der Hauptversammlung wahrscheinlich startet könnte der Anfang sein, auf lange Sicht die Aktien der Aurelius Equity Opportunities einzuziehen und aus der Aurelius Group einen closed shop zu machen. Und das bezahlt mit den Gewinnen des operativen Geschäfts – mit Verzicht oder stark reduzierten Dividendenzahlungen, denn diese gehen ja auch zum Freefloat, der rund 80% erreicht.
Es spräche ja eigentlich auch einiges für die Aktie: Das bereits jetzt laufende Aktienrückkaufprogramm als „Kursstütze“. Dazu endlich   ein nennenswerter Exit im laufenden Jahr. Und die Perspektiven der wirtschaftlichen Situation der in den letzten Jahren in den Fokus gerückten „Grossinvestments“ im Rahmen des Coinvestmentstruktur mit dem neuen Aurelius-Fonds. Dagegen steht die undurchschaubare Struktur der Aurelius-Gruppe, der Transparenzverlust durch Börsensegmentdowngrade und die verhaltene Prognose für 2023. Und dann auch noch eine EBITDA-Erhöhung, die einer Erläuterung bedarf, die man auch am 10. August bei Vorlage der Halbjahreszahlen nicht erhalten hat. Ohne XETRA-Handel und mit einer Kommunikation, die kein Interesse mehr an den Aktionären des börsennotierten Teils der Aurelius GROUP erkennen lässt. Einem Teil der erklärtermassen nicht mehr wichtig für die Finanzierungsstruktur der Aurelius GROUP sei.
Dazu kommt die kapitalmarktfeindliche KGaA-Struktur, die letztendlich alle Entscheidungen beim Komplementär lässt. Und die Hauptversammlungsvorgänge machen die Aurelius-Aktie nicht attraktiver. Vielleicht die rechtlichen Schritte, die jetzt wahrscheinlich vornehmlich auf formale Schwächen abzielen werden, denn „sich betrogen fühlen“ ist kein justiziabler Begriff.
Und aktuelle Aktienkurse finden sich auf auf Lange&Schwarz, Freiverkehr Hamburg und Freiverkehr München.

 

 

 

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