Aktienkultur in Deutschland – ein schwieriges Thema. Altersvorsorge ohne Aktien kann auf Dauer nicht wirklich sinnvoll sein. Zum Thema ein Beitrag von Rechtsanwalt Robert Peres, Vorsitzender der Initiative Minderheitsaktionäre, die sich für die Stärkung der Aktionärsrechte in Deutschland einsetzt. Es wäre schön, wenn dieser Beitrag Beginn einer offenen Diskussion unter unseren Lesern wäre.
Aktienkultur in Deutschland: Eine Reform der Altersvorsorge tut dringend Not.
Gastbeitrag für das „Nebenwerte Magazin“ von Robert Peres.
Dem deutschen Rentensystem droht in seiner bestehenden Form der Kollaps. Das ist leider keine neue Erkenntnis, sondern bereits seit vielen Jahren klar. Umso dringlicher ist daher eine Reform der Altersvorsorge in Deutschland – und zwar sowohl der privaten als auch der gesetzlichen. Aktien als probates Mittel und zusätzlicher Baustein der Absicherung im Alter sollten dabei eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Das untermauert auch die jüngste repräsentative Umfrage zum facettenreichen Thema „Aktienrente und deutsches Rentensystem“, die nun von der Initiative Minderheitsaktionäre und vom Meinungsforschungsinstitut Forsa zum dritten Mal durchgeführt wurde. Dabei wurden 1.048, nach einem Zufallsverfahren ausgewählte Bundesbürger zwischen 18 und 70 Jahren befragt.
Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: Denn auch im Jahr 2023 ist die große Mehrheit der Befragten (88 Prozent) der Ansicht, dass das Rentenniveau künftig absinken und es daher zu einer Versorgungslücke kommen wird. Die Mehrheit der Befragten befürwortet zudem die Einführung einer Aktienrente als Bestandteil der gesetzlichen Rente und somit als Kern einer möglichen Rentenreform. Eine klare Mehrheit von 59 Prozent der Befragten spricht sich für diese sinnvolle kapitalgedeckte Rentenkomponente aus. Auch in diesem Jahr ist die Zustimmung zur Aktienrente insbesondere bei den jüngeren Befragten hoch. Die Umfrageergebnisse belegen also erneut eine klare Reformbereitschaft in der Bevölkerung hinsichtlich der gesetzlichen Rentenversicherung.
Aktuell im nwm: Wochenrückblick KW44 – Bullen zurück? Dauerhaft? Aktien-News diese Woche Plug Power, Mutares, Smartbroker, SMT Scharf, Nikola, MorphoSys, Secunet, Siemens Energy, Helma, CLIQ Digital, …
Nikola hat nur noch eine Chance: Erfolg der im Verkauf befindlichen FCEV. Bestellungen im Q3 mit 77 FCEV und 47 BEV lassen noch viel Luft.
Immobilienwerte wie die Deutsche Wohnen haben sich zuletzt deutlich von den Tiefs erholen können – FED lässt grüssen. Und die Zahlen? Besser..
Laut Umfrage sind Versicherungsprodukte immer noch die am häufigsten genutzten Instrumente zur privaten Altersvorsorge, gefolgt von Betriebsrente und Immobilien. Die Aktie spielt in Deutschland zwar noch immer eine untergeordnete Rolle, doch eine wachsende Mehrheit erachtet Aktien, Aktienfonds und ETFs mittlerweile als geeignet für die Absicherung im Alter. Klar ist zudem: Die kommende Sanierungspflicht für Immobilien durch das Gebäudeenergiegesetz bringt erhebliche finanzielle Belastungen für deren Besitzer. Rund ein Drittel der Immobilienbesitzer gibt daher an, bereits Geld für die Sanierung zurückzulegen. Da auch Mieter aufgrund steigender Mieten belastet sind, wird privates Sparen in weiten Teilen der Bevölkerung immer schwieriger.
Große Defizite in der Aktienkultur in Deutschland
Die Untersuchung zeigt deutlich, dass eine Reform der gesetzlichen Rentenversicherung auch im Jahr 2023 eines der Kernthemen in der Bevölkerung ist. Gleichzeitig gibt es aber weiterhin große Defizite in der Aktienkultur in Deutschland und ist ein Umdenken der Politik notwendig. Die nunmehr dritte Umfrage zur Aktienrente unterstreicht, dass die Sorgen der Bürger hinsichtlich der Versorgung im Alter weiter zugenommen haben. Angesichts unserer demografischen Entwicklung und der Zögerlichkeit der Politik muss man sich sogar die Frage stellen, ob unser Rentensystem überhaupt noch zu retten ist.
Während diese Erkenntnis in der Bevölkerung zu reifen scheint, nehmen die gestiegenen Lebenshaltungskosten und der Sanierungszwang für Immobilienbesitzer gleichzeitig den finanziellen Spielraum für die private Vorsorge. Hinzu kommt, dass eines der wertvollsten Instrumente zum Aufbau von Vermögen, nämlich die Aktie, für die breite Bevölkerung hierzulande bislang nur eine untergeordnete Rolle spielt. Aber gerade bei langen Investmenthorizonten kommt die Stärke der Aktie, die dann auch ein hervorragender Inflationsschutz ist, voll zur Geltung. Es stimmt jedoch optimistisch, dass vor allem die jüngeren Befragten, die ja genau über diesen langen Horizont verfügen, dies erkennen und in der Befragung eine hohe Zustimmung sowohl zur Aktienrente als auch zur Aktie selbst ausdrücken. Einzig der politische Wille und die entsprechenden Rahmenbedingungen fehlen jetzt noch, um Deutschland diesbezüglich voranzubringen.
Aktuelles Umfeld macht private Altersvorsorge zur Herausforderung
Während im letzten Jahr die gestiegenen Lebenshaltungskosten eines der dominierenden Themen in der öffentlichen Diskussion war, so ist es in diesem Jahr die im Rahmen des Gebäudeenergiegesetzes geplante Sanierungspflicht von Immobilien. Ein großer Teil der Immobilienbesitzer wird in den kommenden Jahren ein erhebliches Budget für die Sanierung der eigenen Immobilie aufwenden müssen, das dann nicht mehr für andere vermögensbildende Bausteine zur Verfügung steht.
Rund ein Drittel der Immobilienbesitzer spart bereits Geld, um sich auf mögliche Kosten für energetische Sanierungen ihrer Immobilien vorzubereiten. Vor diesem Hintergrund wird es für die Bevölkerung immer schwieriger, für das Alter vorzusorgen. Und auch wenn die Eigentumsquote bei Immobilien in Deutschland mit rund 50 Prozent den zweitniedrigsten Wert in ganz Europa darstellt, so ist die Situation für Mieter nicht aussichtsreicher, denn die Mieten steigen in einem rasanten Tempo. Privates Sparen für das Alter wird damit auf absehbare Zeit in vielen Teilen der Bevölkerung nicht mehr möglich sein.
Aktuell im nwm: HELMA Eigenheimbau Aktie desaströs. Jetzt könnten sogar ala Leoni gemäss StaRUG die Aktionäre komplett „rausgekegelt“ werden. Zu null.
Smartbroker Mensch und Maschine HanseYachts Enapter+aktuelle Interviews mit CEO’s von Smallcaps „im Kommen“. Anlageideen? Zeit für die „Köpfe“ dahinter? Lesen…
Mutares bleibt diese Woche dran. Übernahme Nr.9 und 10, dazu eine abgeschlossen. Näher an die 2028er Ziele: Umsatz 10,0 Mrd EUR, 200 Mio EUR Ergebnis.
ABO Wind Aktie nach Kurshoch Februar mittlerweile mehr als halbiert. KGaA-Umwandlung zementiert. Arroganz der Macht – wer zahlt die Zeche?
Die Erhebung 2023 zu Aktienrente und deutschem Rentensystem verdeutlicht auch zwei Jahre nach der ersten Umfrage, dass eine Reform der gesetzlichen Rentenversicherung unabdingbar ist – und von der Mehrheit der Befragten auch ausdrücklich begrüßt wird. Insbesondere die jüngeren Generationen der 18- bis 29-Jährigen sowie der 30- bis 44-Jährigen, die zugleich noch einen langen Investmenthorizont haben, sind deutlich aufgeschlossener gegenüber der Einführung einer Aktienrente sowie des Investierens in Aktien zum Aufbau von Vermögen. An der Aktie führt daher kein Weg vorbei. Umso wichtiger ist die Förderung einer Aktienkultur durch Stärkung der Aktionärsrechte in Deutschland.
Ende des Gastbeitrags.
Zum Autor: Robert Peres ist Rechtsanwalt mit Sitz in Berlin und Wiesbaden sowie Vorsitzender der Initiative Minderheitsaktionäre, die sich für die Stärkung der Aktionärsrechte in Deutschland einsetzt. Die Initiative ist wurde 2016 von unabhängigen Anlegern gegründet. Von ihrem Sitz in der Hauptstadt Berlin aus betreibt sie eine Kommunikationsplattform für Informationen rund um die sozialpolitische Funktion der Aktienanlage. Sie wirkt auf die Verbesserung der Aktionärsrechte in der Rechts- und Wirtschaftspolitik hin, insbesondere dort, wo Minderheitsrechte über Jahre abgebaut worden sind. Zudem tritt die Initiative mit dem Gesetzgeber, der Justiz, den juristischen Fakultäten, den Medien sowie mit anderen interessierten Zielgruppen in einen Dialog darüber, wie die Rechte der Anleger wieder gestärkt werden können.
Über die Initiative Minderheitsaktionäre
Die Initiative Minderheitsaktionäre e.V. wurde 2016 von unabhängigen Anlegern gegründet. Von ihrem Sitz in der Hauptstadt Berlin aus betreibt die Initiative eine Kommunikationsplattform für Informationen rund um die sozialpolitische Funktion der Aktienanlage. Sie wirkt auf die Verbesserung der Aktionärsrechte in der Rechts- und Wirtschaftspolitik hin, insbesondere dort, wo Minderheitsrechte über Jahre abgebaut worden sind. Zudem tritt die Initiative mit dem Gesetzgeber, der Justiz, den juristischen Fakultäten, den Medien sowie mit anderen interessierten Zielgruppen in einen Dialog darüber, wie die Rechte der Anleger wieder gestärkt werden können. Weitere Informationen unter: https://initiative-minderheitsaktionaere.org/