Die fashionette AG (ISIN: DE000A2QEFA1) ist nach der im dritten Quartal erfolgreich umgesetzten Umstellung in der Logistik im wichtigen Schlussquartal dynamisch unterwegs. Zum Auftakt der Shopping-Saison im Weihnachtsgeschäft meldeten die Düsseldorfer zur Black Friday Woche ein Wachstum beim Bestellwert von 25 %. Damit lag fashionette über dem Branchentrend. Von Analystenseite wird die fahionette Aktie durchwegs positiv bewertet: Hauck & Aufhäuser sieht ein Kursziel von 60 Euro, Berenberg von 46 Euro. Im Interview mit den Nebenwerte-Magazin verrät CEO Daniel Raab, wie sich fashionette auf das starke Weihnachtsgeschäft vorbereitet hat und wie die Gesellschaft auch künftig dynamischer als der Markt wachsen will.
fahionette Aktie durchwegs positiv bewertet
Herr Raab, nach ihrem November-Update zu urteilen, ist fashionette wieder voll in der Spur und die Probleme durch die Logistikumstellung sind passé. Es läuft also wieder alles wie es soll? Inwiefern ist die Performance zur Cyberweek ein verlässlicher Indikator für den Rest des Jahres bzw. das Weihnachtsgeschäft?
Daniel Raab: Q3 war für uns ein strategisch sehr wichtiges Quartal, da wir die Migration zu unserem neuen Logistikdienstleister abgeschlossen haben und wir mit dem Fortschritt der Integration von Brandfield sehr zufrieden sind. Durch die Wiederherstellung unseres Lieferversprechens auf das Niveau vor der Logistikmigration auf ca. zwei Werktage und die synergetische Ausweitung des Sortiments auf beiden Online-Plattformen, fashionette.com und Brandfield.com, haben wir das Einkaufserlebnis für unsere Kund*innen stark optimiert. Dies hat sich positiv auf das Wachstum im Oktober und November, inkl. der Black Week, ausgewirkt. Wir haben in Vorbereitung auf die letzten, intensiven Wochen des Jahres die richtigen Prioritäten gesetzt und waren daher auf das Weihnachtsgeschäft genauso gut vorbereitet wie auf die Black Week.
Das gesamte E-Commerce-Geschäft zur Black Week war in den USA und auch in Deutschland eher flach, woran machen Sie die im Gegensatz zum Gesamtmarkt bessere Entwicklung fest?
Daniel Raab: Wir profitieren von unserer Arbeit im gesamten Jahr und sind dadurch auch auf eine hohe Nachfrage vorbereitet, indem wir den Ausbau unseres Sortiments in bestehenden sowie in angrenzenden Produktkategorien vorangetrieben und auch entsprechend frühzeitig unser Warenlager aufgefüllt haben. Mit dem veränderten Konsumverhalten wird der ganze November als intensiver Shoppingmonat genutzt – eingeläutet vom Singles‘ Day am 11. November. Wir haben diesen Konsumtrend frühzeitig erkannt und in unsere Strategie einfließen lassen. Daher haben wir uns im November verschiedene Initiativen überlegt, wie wir unsere Kund*innen immer wieder aufs Neue überraschen und ihnen ein bestmögliches Einkaufserlebnis bieten zu können. Das hat sich für uns positiv ausgezahlt und ist mit der Black Week übrigens auch nicht beendet. Auch im Dezember setzen wir effektiv auf personalisierte Angebote für unsere Kund*innen, die ihren individuellen Interessen und Wünschen entsprechen.
Wie sieht es mit der Warenversorgung für das weitere Wachstum aus, was dieser Tage ja nicht selbstverständlich ist. Reicht der Warenstock, um das Wachstum auf 133 bis 143 Mio. Euro wie prognostiziert zu stemmen?
Daniel Raab: Wir sind derzeit von den weltweiten Supply-Chain-Herausforderungen kaum betroffen. Wie schon gesagt, wir haben unser Warenlager schon Ende Q2 und im Q3 vorausschauend aufgebaut, daher sehen wir keine Beeinträchtigungen im laufenden vierten Quartal.
Eine Frage zu den Wachstumsoptionen: Brandfield ist bereits integriert, die Beauty-Sparte neu aufgesetzt. Sehen Sie sich bereits nach dem nächsten Ziel um oder planen die nächste Kategorieerweiterung ähnlich dem Beauty-Vorstoß?
Daniel Raab: Unser Ziel war und ist es, dynamisch und profitabel zu wachsen und Europas führende, datengesteuerte E-Commerce-Gruppe für Premium- und Luxus-Modeaccessoires zu werden. Wir werden unsere Produktauswahl kontinuierlich ausweiten und neben unserer Kernregion DACH durch die Integration von Brandfield verstärkt auch in den Benelux-Ländern weiterwachsen. Die regionale Expansion ist Kernbestandteil unserer Wachstumsstrategie. Zu unserer Strategie gehört auch, unser Wachstum durch Akquisitionen zusätzlich zu stimulieren.
Haben Sie Kernmärkte für fashionette identifiziert oder haben Sie neben regionalen auch andere Parameter, die stimmen sollten, für einen Markteintritt oder Zukauf?
Daniel Raab: Im Rahmen unseres IPOs haben wir die anorganische Wachstumsstrategie und hier insbesondere die geografische Expansion als eine unserer Prioritäten ausgegeben. Allerdings gibt es darüber hinaus selbstverständlich noch eine ganze Reihe von Faktoren, die für einen Markeintritt oder Zukauf wichtig sind. Um schneller als der Markt zu wachsen, legen wir großen Wert auf Synergiepotenziale, indem wir uns zum Beispiel auf ein komplementäres Produktsortiment fokussieren. Insofern war die Übernahme von Brandfield dank der exzellenten Markenbekanntheit in den Benelux-Ländern, des dynamischen, aber auch profitablen Wachstums und der großen Synergien ein „Perfect Fit“. Darüber hinaus zeigt gerade das Wachstum bei unseren eigenen Marken wie Isabel Bernard, dass wir noch erhebliche weitere Expansionsmöglichkeiten haben.
Wir haben gerade die fashionette AG refinanziert
Wie würden Sie ein weiteres Übernahmeziel finanzieren? Konkret: Sind nicht Kapitalerhöhungen oder alternative Finanzierungsformen etwa über Anleihen oder Wandelanleihen sinnvoll, um weiteres anorganisches Wachstum zu finanzieren?
Daniel Raab: Diese Optionen bestehen für ein börsennotiertes Unternehmen immer. Inwieweit diese sinnvoll sind, ist gesondert zu beurteilen. Wir sind seit 2013 profitabel, 2019 haben wir 7,15 Mio. Euro bereinigtes EBITDA erwirtschaftet, 2020 waren es 8,9 Mio. Euro. Wir haben in der Vergangenheit positive Cashflows erwirtschaftet und wollen das auch in Zukunft wieder, sodass wir nicht von Kapitalmaßnahmen abhängig sind, um unser Wachstum zu finanzieren. Zudem haben wir gerade die fashionette AG refinanziert und in diesem Zug auch die Mehrheit der Akquisitionskosten von Brandfield.
Sehen Sie fashionette eigentlich auch als potenzielles Übernahmeziel?
Daniel Raab: Es liegt nicht an uns zu entscheiden, ob die fashionette AG ein Übernahmeziel ist oder nicht. Wenn wir uns unsere Entwicklung anschauen, bin ich stolz darauf, dass wir weiterhin sehr dynamisch wachsen, Rekordumsätze erzielen und das auf profitabler Basis. Falls wir ein Übernahmeangebot erhalten sollten, sind wir unseren Aktionären gegenüber treuhänderisch verpflichtet, jedes potenzielle Angebot zu analysieren und eine Empfehlung auszusprechen.
Wie ist eigentlich die Struktur des Aktionariats der fashionette? Gibt es Ankeraktionäre? Langfristige Commitments?
Daniel Raab: Unser größter Aktionär ist der Mittelstands-Investor Genui, der 2015 die Mehrheit an fashionette übernommen hatte und seit unserem IPO konstant bei rund 38 Prozent Aktienbesitz liegt. 5,2 Prozent der Aktien gehören meinem Vorstandskollegen Thomas Buhl und mir, wir haben also sprichwörtlich selbst „skin in the game“. Der Rest ist dem Streubesitz zuzuordnen.
Wo sehen Sie bei fashionette Verbesserungsbedarf? Welches sind die Hauptrisiken für das weitre Wachstum der fashionette?
Daniel Raab: Grundsätzlich arbeiten wir kontinuierlich daran, noch besser zu werden. Das gilt für die Weiterentwicklung unserer Data- und IT-Infrastruktur ebenso wie für unser Sortiment. Mit unserer Sortimentserweiterung um die Beauty-Kategorie verfolgen wir das Ziel, unseren Kund*innen die bestmögliche Customer Experience zu bieten. Kurzfristigen Verbesserungsbedarf sehen wir hierbei selbstverständlich in der Optimierung unseres Beauty-Wertversprechens. Zum Launch konnten wir unseren Kund*innen bereits Beauty-Produkte von mehr als 100 Marken des Premium- und Luxussegments anbieten. Inklusive der neuen Beauty-Marken bedeutete dies eine Steigerung des Markenportfolios von fast 70% auf mehr als 300 Marken seit November 2020. Zukünftig wollen wir diese Auswahl erweitern, um unseren Kund*innen auch im Beauty-Segment die gleiche erlesene Qualität an hochwertigen Marken zu bieten, die sie von uns gewohnt sind. Darüber hinaus optimieren wir kontinuierlich die Zusammenarbeit zwischen Brandfield und fashionette, um zusätzliche Synergieeffekte zu erzielen.
Wie lange meinen Sie ein organisches Wachstum von über 20% „durchhalten zu können”?
Daniel Raab: Die Voraussetzungen im E-Commerce-Umfeld im Allgemeinen und im Fashion- und Luxus-Handel im Speziellen sind sehr gut. Verschiedene Studien prognostizieren weiterhin ein dynamisches Wachstum der Branche. Der Online-Anteil am Gesamthandel im Premium- und Luxussegment wird sich nach Expertenschätzungen von rund 12 Prozent im Jahr 2019 auf rund 30 Prozent in 2025 kräftig erhöhen, dabei wird eine jährliche Wachstumsrate von ca. 17% erwartet. Und unser Anspruch bleibt, stärker als der Markt zu wachsen.
Wo sehen Sie fashionette in fünf Jahren?
Daniel Raab: Wir halten an unserer zum IPO kommunizierten Wachstumsstrategie fest. Wir fokussieren wir uns weiterhin auf unsere drei strategischen Prioritäten, um dynamisch und profitabel schneller als der Markt zu wachsen und Europas führende, datengesteuerte E-Commerce-Gruppe für Premium- und Luxus-Modeaccessoires zu werden. Dazu zählt die geografische Expansion, sowohl organisch als auch anorganisch, die Erweiterung unseres Sortiments in bestehenden und angrenzenden Produktkategorien sowie kontinuierliche Investitionen in unsere Prozesse und unsere proprietäre IT- und Datenplattform.
Herr Raab, besten Dank für das Interview.
Daniel Raab | CEO fashionette AG
Daniel Raab (Vorsitzender) zeichnet verantwortlich für Strategie, Category Management, Finanzen, Markenführung und Personal. Er blickt auf Erfahrung in Führungspositionen in der Retail/E-Commerce- sowie der Medienindustrie zurück (Amazon; ProSiebenSat1) und verfügt über umfassende Expertise in der Mode- und Modeaccessoires-Branche (Gucci; Hermès).
Kurzporträt fashionette:
Die fashionette AG ist eine führende europäische, datengesteuerte E-Commerce Gruppe für Premium- und Luxus-Modeaccessoires. Auf den Online-Plattformen fashionette.com und brandfield.com bietet die fashionette-Gruppe ein ausgewähltes Sortiment an Premium- und Luxus-Modeaccessoires, wie Handtaschen, Schuhe, Kleinlederwaren, Sonnenbrillen, Uhren, Schmuck und Beauty-Produkte von mehr als 300 Marken, einschließlich Eigenmarken. Basierend auf mehr als zehn Jahren Erfahrung im Bereich Modeaccessoires hat die fashionette AG eine innovative proprietäre IT- und Datenplattform entwickelt, die mithilfe modernster Technologien und künstlicher Intelligenz Kund*innen in ganz Europa den personalisierten Online-Einkauf von Premium- und Luxus-Modeaccessoires ermöglicht.
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