Die Schaeffler AG zieht die Reißleine und geht in die Offensive! Angesichts eines herausfordernden Marktumfeldes, zunehmendem globalen Wettbewerb und der massiven Transformation in der Automobilzulieferbranche hat der Vorstand umfassende strukturelle Maßnahmen beschlossen – vor allem in Deutschland und Europa. Das Ziel ist klar: langfristige Wettbewerbsfähigkeit und eine Neuausrichtung für die Zukunft. Doch die Einschnitte sind drastisch und betreffen nicht nur Prozesse, sondern auch tausende Arbeitsplätze. Lesen Sie, wie Schaeffler sich für den harten Kurs fit machen will und welche Veränderungen konkret auf das Unternehmen zukommen.
Drei Maßnahmen für den Neustart: Schaeffler bringt seine Geschäftsfelder auf Kurs
- Neuausrichtung der Sparte Bearings & Industrial Solutions
Die anhaltende Konjunkturschwäche und ein harter Wettbewerb setzen Schaefflers Bearings & Industrial Solutions stark zu. Strukturelle Probleme erfordern nun radikale Schritte. Das Unternehmen plant signifikante Effizienzsteigerungen und Anpassungen der Kapazitäten, um den wirtschaftlichen Herausforderungen in dieser Sparte zu begegnen. - Synergien mit Vitesco: Sparen, Streichen, Zusammenlegen
Der Zusammenschluss mit Vitesco Technologies Group AG, einer Partnerschaft im Bereich Antriebs- und Elektromobilitätslösungen, bietet für Schaeffler großes Einsparpotenzial. Doch der Preis ist hoch: Neben Umsatz- und Einkaufssynergien wird auch Personal abgebaut. Vor allem in zentralen Funktionen und Verwaltungsbereichen werden Doppelstrukturen aufgelöst, um bis 2029 rund 600 Millionen Euro Einsparungen zu erreichen. - Transformation in den Sparten Powertrain & E-Mobility
Die Schaeffler AG stellt sich aktiv der globalen Transformation der Automobilbranche und reagiert auf den Rückgang der Verbrennertechnologie sowie die Schwäche neuer Elektrofahrzeugprogramme in Europa. Die Produktionsbereiche Powertrain & Chassis sowie E-Mobility werden umfassend neu strukturiert, um die Effizienz zu steigern und die Kostenbasis nachhaltig zu senken.
Massenentlassungen und Standortverlagerungen: Schaeffler krempelt Europa um
Die Maßnahmen beinhalten einen Bruttoabbau von rund 4.700 Stellen, wobei der Großteil (etwa 2.800) auf Deutschland entfällt. Nach Verlagerungen soll der Nettoabbau bei 3.700 Stellen liegen – eine schmerzhafte Entscheidung für Schaeffler, die jedoch als unumgänglich erachtet wird, um dem Wettbewerbsdruck standzuhalten. Betroffen sind zehn Standorte in Deutschland und fünf weitere in Europa, von denen zwei endgültig geschlossen werden sollen.
„Wir befinden uns im engen Austausch mit unseren Arbeitnehmervertretern. Unser gemeinsames Verständnis ist, dass die Maßnahmen auf Basis der Zukunftsvereinbarung fair und sozialverträglich umgesetzt werden. Zudem werden wir vor allem auch an unseren Heimatstandorten in Deutschland weiter in Qualifizierung und Ausbildung investieren“, sagte Dr. Astrid Fontaine, Vorständin Personal und Arbeitsdirektorin der Schaeffler AG.
„Mit den strukturellen Maßnahmen unternehmen wir einen wichtigen Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit von Schaeffler zu sichern. Die genannten Maßnahmen sind in der aktuellen Markt- und Wettbewerbslage ohne Alternative. Unser Bekenntnis zum Standort Deutschland steht. Wir werden im Interesse unserer Kunden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in Deutschland und Europa weiterhin in Zukunftsfelder und -technologien investieren“, sagte Klaus Rosenfeld.
Sparziel von 290 Millionen Euro bis 2029: Schaeffler plant tiefgreifende Kostensenkungen
Um das massive Einsparziel von 290 Millionen Euro pro Jahr bis 2029 zu erreichen, wird Schaeffler in verschiedene Bereiche und Prozesse investieren, aber auch harte Kürzungen durchführen. Die Integration mit Vitesco bietet dabei Kostensynergien von 75 Millionen Euro jährlich – jedoch zu einem erheblichen Einmalaufwand von 580 Millionen Euro, der durch Verlagerungen und Rückstellungen gedeckt wird.
Wettbewerbsfähigkeit auf dem Prüfstand: Wohin führt Schaefflers neuer Kurs?
Mit diesem Maßnahmenpaket will Schaeffler der rasanten Entwicklung in der Industrie einen Schritt voraus sein. Doch der Wandel fordert Opfer: Die Sparte Bearings & Industrial Solutions trifft es besonders hart, vor allem an den Standorten Schweinfurt und Homburg, wo durch Konsolidierungen und Verlagerungen Arbeitsplätze wegfallen und Kapazitäten gesenkt werden. In Steinhagen steht ein Zukunftskonzept mit den Arbeitnehmervertretern zur Diskussion, während das Werk in Hameln zur Disposition steht und zum Verkauf angeboten wird.
Die Bündelung der Kräfte durch die Integration der übernommenen Ewellix-Werke zeigt, dass Schaeffler entschlossen ist, seine Produktionsstätten strategisch zu bündeln und effizient zu gestalten. Doch das bedeutet auch einen Abschied von weniger profitablen Standorten – ein schwerer Schritt, der notwendig erscheint, um die globale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Der Spagat zwischen Tradition und Innovation: Wird Schaeffler den Herausforderungen gerecht?
Die Schaeffler AG plant eine sozialverträgliche Umsetzung der Maßnahmen, setzt auf freiwillige Programme, Altersteilzeit und engere Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern. Dr. Astrid Fontaine, Vorständin für Personal und Arbeitsdirektorin, betont die Bedeutung von Qualifizierung und Umschulungen, um die Mitarbeiter auf die Zukunft vorzubereiten.
Mit dieser weitreichenden Neuausrichtung stellt sich die Frage: Wird Schaeffler die Transformation bewältigen und seine Stellung im internationalen Wettbewerb sichern? Die strukturellen Anpassungen sind umfassend und ambitioniert – ein Balanceakt zwischen Tradition und notwendiger Modernisierung. Investoren und Marktanalysten schauen gespannt auf die nächsten Schritte des Unternehmens, das sich anschickt, seine Rolle in einer sich schnell wandelnden Branche neu zu definieren.