thyssenkrupp nucera hat auch im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2023/2024 seinen Wachstumskurs gehalten. Die Leistungsstärke des Elektrolyse-Spezialisten ermöglichte – trotz der andauernden Herausforderungen auf dem Markt für grünen Wasserstoff – eine Geschäftsentwicklung, die die Erwartungen des Marktes übertroffen hat.
Der weltweit führende Anbieter von Elektrolyse-Technologien hat den Auftragseingang im dritten Quartal des Berichtsjahres 2023/2024 deutlich um 12 Prozent auf 271,3 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahresquartal (242,4 Mi o. Euro) erhöht. Haupttreiber des Wachstums bei den Kundenaufträgen ist erneut der Bereich alkalische Wasserelektrolyse (AWE).
Im Geschäft mit der hocheffizienten AWE-Technologie zur Produktion von grünem Wasserstoff verbuchte das Unternehmen bei den Kundenaufträgen ein Volumen in Höhe von 220,1 Mio. Euro (Vorjahresquartal: 28,3 Mio. Euro). Nach dem Erhalt der vollständigen Auftragsfreigabe (Full Notice to Proceed) vom Kunden sind rund 200 Mio. Euro aus dem H2 Green Steel-Projekt verbucht worden. thyssenkrupp nucera ist Partner des schwedischen Unternehmens beim Bau von Europas erstem großtechnischen grünen Stahlwerk.
Die spanische Cepsa und thyssenkrupp nucera haben eine Vereinbarung über die Reservierung von Produktionskapazitäten für einen Elektrolyseur mit einer Kapazität von 300 Megawatt unterzeichnet. Im Cepsa-Energiepark in La Rábida in Palos de la Frontera (Huelva) soll die Wasserelektrolyse-Anlage in einer ersten Phase 47.000 Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr herstellen.
Bei der Errichtung der Wasserelektrolyseur-Anlage in NEOM, Saudi-Arabien, mit einer Leistung von mehr als 2 Gigawatt kommt thyssenkrupp nucera ebenfalls sehr gut voran. Die Lieferung der standardisierten 20-MW-Module nach NEOM umfasst bereits eine Kapazität von mehr als 800 Megawatt, wovon über 400 Megawatt in NEOM auch schon errichtet worden sind. Für die Zellenmontage vor Ort ist eine entsprechende Montagehalle in Betrieb genommen worden.
„Wir haben zudem einen sehr wichtigen Meilenstein in der Projektabwicklung erreicht: Unser Wasserelektrolyseur mit einer Kapazität von 20 Megawatt bei CF Industries in den USA produziert bereits den ersten grünen Wasserstoff. Die Aufnahme der Wasserstoffproduktion in vollem Umfang steht unmittelbar bevor. Der 20-MW-Wasserelektrolyseur ist ein Bestandteil der Dekarbonisierungsbemühungen am weltweit größten Ammoniakproduktionsstandort. Jetzt werden fortlaufend weitere thyssenkrupp nucera-Elektrolyseure weltweit ihre Arbeit aufnehmen und die Produktion des dringend notwendigen grünen Wasserstoffs für die Dekarbonisierung der Schwerindustrie ermöglichen“, sagt Dr. Werner Ponikwar, CEO von thyssenkrupp nucera.
Trotz neuer Projekte war auch im dritten Quartal die Wachstumsdynamik wegen der herrschenden Unsicherheit am Markt für grünen Wasserstoff deutlich gebremst. Offene Fragen bei der Regulatorik und ein niedriges Tempo bei den Förderzusagen führten zu Verzögerungen bei der finalen Investmententscheidung (FID) vieler potenzieller Kunden über die notwendigen Elektrolyse-Kapazitäten.
Das Chlor-Alkali- (CA) Geschäft hat sich im dritten Quartal sehr gut entwickelt. thyssenkrupp nucera geht davon aus, dass Projekte mit Chlorproduktionskapazitäten von voraussichtlich mehr als einer Million Tonnen pro Jahr in den nächsten 18 Monaten das Stadium der FID erreichen werden. In den Vereinigten Arabischen Emiraten erhielt das Unternehmen den Auftrag zur Erstellung eines Basic Engineering- und Design-Packages für eine der größten Chlor-Alkali-Anlagen der Welt. Weitere Machbarkeitsstudien für Anlagen werden derzeit in Spanien, Südamerika und den USA durchgeführt.
Im Bereich Chlor-Alkali-Elektrolyse betrug der Auftragseingang im Berichtszeitraum 51,1 Mio. Euro. In der entsprechenden Vorjahresperiode war der Wert durch den OxyChem-Großauftrag in den USA außergewöhnlich stark auf 214,1 Mio. Euro gestiegen. thyssenkrupp nucera und das US-Chemieunternehmen arbeiten gemeinsam an der Einführung der neuesten Generation von eBiTAC v7-Elektrolyseuren für die Umstellung der Battleground-Anlage in LaPorte, Texas, von der Diaphragma- auf die Membran-Technologie.
In den ersten neun Monaten 2023/2024 entwickelte sich der Auftragseingang stabil. Er lag mit 522,1 Mio. Euro leicht (minus 2 Prozent) unter dem entsprechenden Vorjahreswert (534,5 Mio. Euro). Das AWE-Geschäft steuerte 340,9 Mio. Euro (Vorjahreszeitraum: 191,7 Mio. Euro) bei und der Bereich Chlor-Alkali 181,2 Mio. Euro (Vorjahreszeitraum: 342,8 Mio. Euro).
Der Auftragsbestand war mit 1,3 Mrd. Euro (30. Juni 2024) erneut hoch (Vorjahreswert: 1,5 Mrd. Euro). Er belief sich im AWE-Bereich auf 0,9 Mrd. Euro (30. Juni 2023: 1,0 Mrd. Euro) und im CA-Geschäft auf 0,4 Mrd. Euro (30. Juni 2023: 0,5 Mrd. Euro).
Dynamischer als der Auftragseingang hat sich der Umsatz entwickelt. Mit 235,7 Mio. Euro übertraf der Umsatz im dritten Quartal 2023/2024 den Vergleichswert (187,5 Mio. Euro) um mehr als ein Viertel (26 Prozent). Damit erzielte der Elektrolyse-Spezialist den höchsten jemals erzielten Quartalsumsatz dank der laufenden Umsetzung von CA- und AWE-Projekten. Der Umsatz mit den innovativen Lösungen für die Herstellung von klimaneutralem grünen Wasserstoff zur Dekarbonisierung der Industrie wuchs kräftig um ein Fünftel (20 Prozent) auf 132,5 Mio. Euro (Vorjahreszeitraum: 110,5 Mio. Euro).
Im hohen Umsatzwachstum spiegeln sich vor allem die unter Hochdruck laufenden Arbeiten bei der Errichtung der Anlagen wie insbesondere die mehr als 2 Gigawatt umfassende AWE-Anlage in NEOM in Saudi-Arabien und die ebenfalls planmäßigen Fortschritte beim H2 Green Steel-Projekt. Nicht nur durch das Service-, sondern auch das Neubaugeschäft stieg der Umsatz des Bereichs Chlor Alkali im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 34 Prozent auf 103,2 Mio. Euro (Vorjahresquartal: 77,0 Mio. Euro).
In den ersten neun Monaten wuchs der gesamte Umsatz um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr und erreichte 612,0 Mio. Euro (Vorjahresniveau: 493,4 Mio. Euro). thyssenkrupp nucera erhöhte den Umsatz in beiden Geschäftsbereichen: Umsatzplus im AWE-Geschäft 46 Prozent auf 349,3 Mio. Euro (Vorjahreswert: 239,6 Mio. Euro) und im CA-Geschäft 4 Prozent auf 262,7 Mio. Euro (Vorjahresperiode: 253,8 Mio. Euro). „Unser Geschäftsmodell mit den beiden Portfolioelementen, also das sich stabil entwickelnde Chlor-Alkali-Geschäft und der Bereich grüner Wasserstoff zur Dekarbonisierung der Schwerindustrie, ist weiterhin sehr vorteilhaft. Wir sind mit unserem robusten Geschäftsmodell sehr gut auch für Zeiten mit schwierigeren Marktbedingungen aufgestellt“, sagt Dr. Arno Pfannschmidt, CFO von thyssenkrupp nucera.
Nicht nur die Verstärkung der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Bereich der alkalischen Wasserelektrolyse sondern auch weitere geplante Vorleistungen im Rahmen der Umsetzung der AWE-Wachstumsstrategie ließen das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) auf 0,7 Mio. Euro (Vorjahresquartal: 7,0 Mio. Euro) sinken. Die Kosten für Forschung und Entwicklung hat thyssenkrupp nucera von 5,1 Mio. auf 10,5 Mio. Euro wie im Quartal zuvor annähernd verdoppelt.
Die hohe Wachstumsdynamik ging einher mit einer weiterhin stabilen Rentabilität dank des CA-Geschäfts. Der hohe AWE-Beitrag am Gesamtumsatz und die ausgeweiteten sonstigen Umsatzkosten bedingt durch den AWE-Hochlauf und den Aufbau von Kapazitäten ließen jedoch die EBIT-Marge auf 0,3 Prozent (Vorjahreszeitraum: 3,7 Prozent) sinken. In den ersten neun Monaten ging das EBIT deutlich auf –10,8 Mio. Euro (Vorjahrszeitraum: 20,3 Mio. Euro) zurück.
Der Elektrolyse-Spezialist hat auch im dritten Quartal des Geschäftsjahres die erfolgreiche Umsetzung seiner Wachstumsstrategie konsequent vorangetrieben. Der Anbieter weltweit führender Technologien für hocheffiziente Elektrolyse-Anlagen stärkte seine Organisation weiter. Zum 30. Juni 2024 beschäftigte thyssenkrupp nucera weltweit 944 Mitarbeiter und erhöhte damit im Vergleich zum Vorjahr (628 Mitarbeiter zum 30. Juni 2023) die Beschäftigtenzahl um 316 Personen.
thyssenkrupp nucera verbesserte das Finanzergebnis aufgrund höherer Zinserträge auf 7,0 Mio. Euro (Vorjahresquartal: 1,8 Mio. Euro). Nach Ertragssteuern lag das Nettoergebnis mit 5,8 Mio. Euro trotz des EBIT-Rückgangs fast auf dem Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraums (6,1 Mio. Euro). Das Ergebnis je Aktie sank leicht im dritten Quartal auf 0,05 Euro (Vorjahresquartal: 0,06 Euro).
In den ersten neun Monaten 2023/24 waren die höheren Zinserträge der Haupttreiber für die Verbesserung des Finanzergebnis auf 18,8 Mio. Euro (Vorjahresperiode: 5,0 Mio. Euro). Nach Ertragssteuern belief sich das Nettoergebnis auf 1,4 Mio. Euro (Vorjahreszeitraum: 18,2 Mio. Euro).
Der Vorstand bestätigt die Umsatz- und Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2023/2024. Für das Geschäftsjahr 2023/24 rechnet thyssenkrupp nucera mit Umsatzerlösen im Bereich von 820 Mio. bis 900 Mio. Euro. Zu diesem Anstieg soll im Wesentlichen die Abwicklung bereits vertraglich vereinbarter Projekte im Bereich der alkalischen Wasserelektrolyse beitragen. Auch im Bereich der alkalischen Wasserelektrolyse gilt weiterhin die bisherige Umsatzerwartung von 500 Mio. bis 550 Mio. Euro.
Für das EBIT erwartet der Elektrolyse-Spezialist weiterhin einen negativen Wert im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich (2022/2023: 23,8 Mio. Euro). Der Rückgang im EBIT ergibt sich vorwiegend aus dem Ausbau des aktuell noch margenschwächeren Wasserstoffbereichs durch planmäßig steigende Forschungs- und Entwicklungskosten sowie aus höheren Verwaltungs- und Vertriebskosten für die Umsetzung der Wachstumsstrategie und den Organisationsaufbau.
„Der Markt für grünen Wasserstoff hat weiterhin ein sehr hohes Wachstumspotenzial. Das gilt es trotz der marktinhärenten Verzögerungen zu heben. Und das tun wir. Dazu warten wir bei thyssenkrupp nucera nicht nur auf Veränderungen, sondern ergreifen die notwendigen Maßnahmen“, sagte Dr. Werner Ponikwar, CEO von thyssenkrupp nucera. „Wir konzentrieren uns weiterhin auf die profitable Umsetzung unserer Aufträge, intensivieren unserer Vertriebsarbeit in verschiedenen Regionen und Branchen, bringen unseren organisatorischen und operativen Aufbau in Einklang mit der den veränderten Marktentwicklungen für die Sicherung unserer Rentabilität und unserer Liquidität sowie verstärken unsere F&E-Aktivitäten, um unsere Wettbewerbsposition weiter auszubauen“, fügt der CEO von thyssenkrupp nucera hinzu.